Intendant des Kölner Schauspiels Das sagt Stefan Bachmann zu den Mobbingvorwürfen

KÖLN · Sichtlich gestresst sprach Stefan Bachmann im Depot 2 des Kölner Schauspiels, wo es eigentlich „nur“ um die Saisonplanung 2018/19 gehen sollte. „Leider“, so der Intendant, „ist da jetzt noch etwas dazwischengeschossen...“.

 Mitgenommen: Stefan Bachmann im Depot 2 des Kölner Schauspiels.

Mitgenommen: Stefan Bachmann im Depot 2 des Kölner Schauspiels.

Foto: Günther Meisenberg

Gemeint sind die im „Spiegel“ von Ex-Hausregisseurin Angela Richter erhobenen Mobbingvorwürfe gegen Bachmanns Ehefrau Melanie Kretschmann, die am Haus als Schauspielerin und Regisseurin arbeitet.

In seiner vorformulierten Erklärung fragt der Intendant: „Warum werden mit viel Aufwand Zerrbilder produziert, die nicht die kreative, respektvolle und offene Arbeitsatmosphäre in unserem Haus wiedergeben? Die auch nicht die Professionalität und Ernsthaftigkeit spiegeln, mit denen wir auf hohem künstlerischem Niveau Produktionen erarbeiten, die uns und dem Publikum Freude machen und begeistern.“

Bachmann bedauert die Verunsicherung bei Ensemble, Belegschaft und Publikum. „Es freut mich aber, dass wir aus diesem Kreis zahlreiche Zuschriften – auch von sehr vielen ehemaligen Mitarbeitern erhalten haben, die verstehen und uns zeigen, dass wir nicht die sind, von denen im Spiegel berichtet wird.“ Der Schauspielchef versicherte, man werde „auch weiterhin die Kraft und die Motivation für unsere Arbeit aus unserer Mitte, aus der Kraft des Ensembles und der Kraft der ganzen Belegschaft schöpfen“. Und er erntete viel Beifall von Mitarbeitern und Schauspielern. Ihnen gegenüber werde er „wie bisher für interne Gespräche offen sein und auch das Gespräch aktiv suchen“.

Mehr wolle er zu dem Sachverhalt nicht sagen. Tat er dann freilich doch, als er die Abgänge der Schauspieler Mohamed Achour, Thomas Brandt, Niklas Kohrt, Guido Lambrecht, Philipp Pleßmann, Annika Schilling, Magda Lena Schlott und Lou Zöllkau. aus dem Mobbing-Dunstkreis herauslöste. „Ich finde, das sind nach fünf Jahren gemeinsamer Arbeit gar nicht so viele, und die Gründe sind so vielfältig wie die Menschen.“

Spielplan drohte fast zur Nebensache zu werden

Bruno Cathomas geht nicht und gab „eine private Meinung“ zu Protokoll: „Dies ist mein fünftes Haus, ich habe vier Mal gekündigt. Ich war noch an keinem Haus so glücklich wie hier, weil es alles andere ist als das, was in der Zeitung steht und ein sehr familiäres, lustvolles und für mich völlig angstloses Arbeiten ermöglicht.“

Der Geschäftsführende Direktor Patrick Wasserbauer erklärte auf Anfrage: „An mich ist nichts von solchen Vorwürfen herangetragen worden, ich bin erst kurz vor der Spiegel-Veröffentlichung von Herrn Bachmann informiert worden, dass die bevorsteht.“

Der Spielplan drohte fast zur Nebensache zu werden, dabei steckt er voll spektakulärer Versprechen. Das erste verdankt sich indirekt einer Zeitung: „Ich habe die Rezension von Daniel Kehlmanns Roman Tyll gelesen – und dann waren wir richtig schnell und sind nun die ersten, die diesen Stoff auf die Bühne bringen.“ Was man sich aktuell in Köln zutraut, zeigt vor allem die Uraufführung von Dostojewskis „Der grüne Junge“, bei der Regisseur Frank Castorf das Theater bis ins Letzte fordern dürfte.

Auch Elfriede Jelineks taufrisches Stück „Schnee Weiß“ konnte sich Köln als erste Bühne sichern – der Hausherr inszeniert. Seine Frau übernimmt als Uraufführung „Kinder der Nacht“, nach Cocteaus Roman, den Helene Hegemann mit Melanie Kretschmann dramatisiert. Ersan Mondtag geht sowohl mit seiner „Vernichtung“ wie auch mit Schillers „Die Räuber“ an den Start, während Nuran David Calis über deutschen Kolonialismus im heutigen Namibia recherchiert.

Aus Kölns Talentschmiede zeigen Pinar Karabulut und Charlotte Sprenger, was sie können, während mit Lily Sykes und Oliver Frljic neue Kräfte kommen. Da Moritz Sostmann sein festes Puppenspielerensemble auflöst, ist er 2018/19 nur einmal vertreten, Rafael Sanchez indes doppelt, wobei er in „How to date a feminist“ mit Yvon Jansen zugleich alle Rollen spielt.

Den aktuell erreichten Auslastungszuwachs um fünf auf 75 Prozent sowie die Gesamtzuschauerzahl von 110 000 könnte man mit diesem Angebot noch steigern.

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