„Karma Chameleon“ im Gepäck Boy George spielt im Palladium in Köln

Boy George und seine Band Culture Club haben im Palladium in Köln alle großen Hits gespielt. Der Paradiesvogel der 1980er ist regelrecht seriös geworden.

 Boy George.

Boy George.

Foto: GEORGIA FENN

Als die britische New-Wave-Band Culture Club in den 1980er Jahren weltweite Erfolge feiern konnte, stand vor allem deren Frontmann im Rampenlicht. Boy George (bürgerlich George Alan O’Dowd) avancierte mit seinem extravaganten, betont androgynen Stil zu einer der schillerndsten Persönlichkeiten der Popwelt und zum Idol vieler Homosexueller.

„Die Meinungen über den Sänger und Texter mit dem schrillen Make-up und den weichen Schmusesongs reichen von Empörung bis Euphorie“, schrieb das Magazin „Playboy“ 1985. Im Gegensatz dazu ist das Auftreten des 57-Jährigen heutzutage fast schon als konservativ anzusehen – Auffallen um jeden Preis scheint nicht mehr das Credo des Sängers zu sein. Früher war eben mehr Lametta.

Derzeit befindet sich die Band – jetzt unter dem Namen Boy George and Culture Club – auf großer Tour. Nach inoffizieller Trennung und kurzer Reunion Ende der 90er spielen die Musiker seit 2014 wieder in Originalbesetzung zusammen. In diesem Jahr erschien mit „Life“ das erste Album seit 19 Jahren.

Auch Deutschland sollte nun für zwei Konzerte beehrt werden. Am Dienstag war Köln an der Reihe, einen Tag darauf Berlin. Allerdings mussten die Fans einen kleinen Wermutstropfen in Kauf nehmen: Schlagzeuger Jon Moss fehlt bei den Europa-Terminen. Offiziell heißt es, weil er Zeit mit seiner Familie verbringe. Nicht wenige vermuten jedoch einen erneuten Zwist zwischen George und Moss. Beide führten in den 80ern eine Liebesbeziehung, deren Ende den Sänger nach eigenem Bekunden in die Drogensucht getrieben hat.

Show überraschend unspektakulär

Einen schwarzen Frack mit einigen goldenen und pinken Extras, ein bisschen Make-up und natürlich der obligatorische Hut – das war’s bereits an Extravaganz, die George im halb gefüllten Kölner Palladium an den Tag legte. Und auch der Rest der Show war überraschend unspektakulär – Videoleinwände gab es keine, eine Lichtshow allenfalls sporadisch, dafür allerdings äußerst stimmig.

Musikalisch wurden neben den Welt-Hits „Time (Clock Of The Heart)“, „It’s A Miracle“ und natürlich „Do You Really Want to Hurt Me“ sowie „Karma Chameleon“ auch viele neue Stücke gespielt, die gut ankamen. Zudem hatten sich mit „Everything I Own“ (Bread), „Get It On“ (T-Rex) und „Let’s Dance“ (David Bowie) drei Cover in das Set geschlichen.

Und auch wenn Georges Auftreten fast schon alltagstauglich daherkam, war er dennoch der Mittelpunkt des Geschehens. Charmant umgarnte er das Publikum und gab sich bestens gelaunt. „Ihr seid wunderschön“, warf er etwa seinen Fans entgegen, als das Licht kurz den Raum erhellte. Und den Umstand, dass deutlich mehr Männer als Frauen unter den Zuschauern waren, quittierte er mit einem augenzwinkernden: „Ja, ich weiß, wir sind in Köln.“

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