Norman Liebold in Siegburg Bitterböse und schreiend komisch

SIEGBURG · Seine literarische Laufbahn begann Norman Liebold bereits zu Schulzeiten. In der Stufe 11 veröffentlichte er erstmals einen Geschichtenband mit 13 Kurzgeschichten. Jetzt stellte er sein 35. Buch vor: In der Buchhandlung "R2" las er aus seiner Novellensammlung mit dem Titel "Navigator" zwei von insgesamt neun Geschichten.

 Mit viel Gestik und Mimik unterstreicht Norman Liebold seine Lesung.

Mit viel Gestik und Mimik unterstreicht Norman Liebold seine Lesung.

Foto: Paul Kieras

Beide spielen in unmittelbarer Nähe von Liebolds Wohnort Hennef. "Das Wunder von St. Mauritius" ist eine ebenso bitterböse wie schreiend komische Erzählung um die Ereignisse während des ICE-Trassenbaus in Sankt Augustin. Die Erzählung "Seine brillanteste Vorstellung" könnte aktueller nicht sein, spielt sie doch während der 950-Jahr-Feierlichkeiten in Siegburg. Darin schildert Liebold einen fiktiven Theaterabend, an dem zwei Aufführungen parallel in der Stadthalle und in der Rhein-Sieg-Halle stattfinden.

Während an der einen Spielstätte der Klassiker "Warten auf Godot" geboten wird, kann sich das Publikum an der anderen über den derben Klamauk einer Bauernbühne erfreuen. Aufgrund eines kleinen organisatorischen Fehlers laufen die Zuschauer allerdings in die jeweils falsche Aufführung - mit fatalen Folgen. Bei Godot klopfen sich die Besucher vor Lachen auf die Schenkel, während bei der eigentlichen Komödie eher Zurückhaltung herrscht.

Liebold beschreibt einfühlsam das Wechselbad der Gefühle des verantwortlichen Intendanten, der zunächst seine Karriere als beendet ansieht, es dann aber schafft, seinen Fehler als eine beabsichtigte Inszenierung zu verkaufen. So wie die beiden Geschichten beruhen auch die anderen auf wahren Begebenheiten. So ließ sich Norman Liebold bei seinen Protagonisten von echten Charakteren inspirieren.

Der Autor formuliert mit viel Humor und scharfer Zunge. Er bringt den Leser beziehungsweise Zuhörer zum Schmunzeln und zum Lachen, es geht ihm "nicht um bierernste Moralismen, sondern absurde, heitere, bösartig sarkastische Hommagen an sozialen Ungehorsam und Zivilcourage", wie er sagt. Die Thematik kreist um das "Menschsein im entmenschten System": "Trotz der starken und unverblümt direkten Kritik an System und Gesellschaft steht immer das einzelne menschliche Schicksal im Zentrum meiner Erzählungen", so Liebold.

Info: Norman Liebold, "Navigator", Verlag Ch. Schroer, 208 Seiten, 18,99 ?, eBook-Ausgabe: 9,99 ?

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