Wiedereröffnung der Kölner Oper abgesagt Bühne verzweifelt gesucht

Köln · Es hätte so schön werden können. Vier Tage vor Beginn der neuen Karnevalssession sollte das frisch sanierte Kölner Opernhaus am 7. November mit "Benvenuto Cellini" eröffnet werden. Das Werk spielt an Karneval, und im zweiten Akt heißt es: "Gehen wir in die neue Oper!" Könnte es etwas Passenderes geben? Doch am Donnerstag wurde die Wiedereröffnung abgesagt.

 Der Wiedereröffnungstermin November 2015 ist obsolet: Die Baustelle der Oper am Donnerstag in Köln.

Der Wiedereröffnungstermin November 2015 ist obsolet: Die Baustelle der Oper am Donnerstag in Köln.

Foto: dpa

Opernintendantin Birgit Meyer stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben. In den letzten drei Jahren hatte sie während der Sanierung des von 1957 datierenden Stammhauses ein Musical-Zelt bespielt. Da ist sie inzwischen ausgezogen, das Zelt ist anderweitig verplant.

Nun muss sie schnell eine neue Spielstätte finden. Sänger und Regisseure für die nächste Spielzeit sind längst gebucht, eine Oper hat einen Vorlauf von drei Jahren. Wenn sie nur an ihre Computer könnte! Aber die sind irgendwo eingepackt, man ist ja schließlich mitten im Umzug.

In einer Hinsicht steht Köln damit keineswegs allein da: Egal ob man auf die Hamburger Elbphilharmonie schaut, auf die Berliner Staatsoper oder das Münchner Gärtnerplatztheater - in allen Fällen dauern Neubau beziehungsweise Sanierung länger als gedacht und werden auch deutlich teurer. Bei der Staatsoper Unter den Linden stiegen die Kosten für die Sanierung gar von 239 auf inzwischen rund 400 Millionen Euro.

Eines allerdings könnte man sich anderswo vielleicht doch nicht so vorstellen: dass die Wiedereröffnung mit weniger als vier Monaten Vorlauf abgesagt wird. Schauspielintendant Stefan Bachmann - der ebenfalls ein Jahr länger auf den Wiedereinzug warten muss - sagte gestern offen, so richtig habe ihm das bisher niemand erklären können.

Ähnliche Fälle in Hamburg, Berlin und München

Die Stadt verweist darauf, dass die Sanierung denkmalgeschützter Gebäude immer hoch kompliziert sei. Dazu komme hier noch die ganze Bühnentechnik. Man habe bisher eben immer noch gehofft, dass es doch noch klappen würde mit dem Zieldatum.

Unwillkürlich fällt dem Beobachter da jenes programmatische Sprichwort ein, für das Köln weit über seine Grenzen bekannt ist: "Et hätt noch emmer joot jejange" (Es ist bisher noch immer gut gegangen).

Eines ist auffällig: In der bisher dreijährigen Übergangszeit haben Oper und Schauspiel alle möglichen anderen Orte in der Stadt genutzt, von einem Schiff über ehemalige Fabriken bis zur "Kölner Reichskanzlei", einer ehemaligen Konzernzentrale.

Dies führte nicht etwa zu nachlassendem, sondern zu gesteigertem Interesse des Publikums. Einmal war es spannend, immer mal wieder eine andere, noch dazu ungewöhnliche Spielstätte zu erleben. Und zum anderen wurde die Hemmschwelle gesenkt. Vielleicht ist dem Publikum die äußere Hülle weit weniger wichtig, als manche Kommunalpolitiker glauben.

Die Stadtoberen hatten in Köln ursprünglich sogar das ganze Schauspielhaus abreißen wollen, um einen glitzernden Kubusbau "mit Strahlkraft" zu errichten. Ein Bürgerbegehren kippte den Plan und rettete den alten Ziegelbau von 1962.

Schon jetzt, im Abstand von wenigen Jahren, herrscht Einigkeit darüber, dass dies ein Segen war: Das einzige Ensemble dieser Art aus der Nachkriegszeit wäre sonst zerstört worden.

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