Ausstellung in Düsseldorf Azorenhoch im Kunstpalast

Düsseldorf · Das Düsseldorfer Museum Kunstpalast zeigt die Grafik-Ausstellung „Sommersonne“. Den Ausstellungstitel leiht man sich von Karl Schmidt-Rottluff, auf dessen großformatigem Aquarell eine tiefenentspannte Dame in der Hitze badet.

 Karl Schmidt-Rottluff: Sommersonne (Sonnenuntergang), 1909.

Karl Schmidt-Rottluff: Sommersonne (Sonnenuntergang), 1909.

Foto: VG BILD-KUNST

Ein stabiles Azorenhoch ist für unsere Breiten zwar nicht in Sicht, doch das Düsseldorfer Museum Kunstpalast lässt die „Sommersonne“ zumindest drinnen scheinen. Den Ausstellungstitel leiht man sich von Karl Schmidt-Rottluff, auf dessen großformatigem Aquarell eine tiefenentspannte Dame in der Hitze badet.

Den zweiten Blickfang steuert Martial Raysse mit seiner neonfarbenen Strandschönheit samt Riesensonnenbrille bei („Sur la plage“), und zwischen diesen spektakulären Werken lädt ein luftig-leichter Grafikparcours zum Flanieren ein. Rund 60 Arbeiten aus der hauseigenen Sammlung lassen fast alle Facetten des Sommers leuchten.

Bei Carl Gehrts duckt sich eine reetgedeckte Hütte auf Rügen unter der buchstäblich lachenden Sonne, während James Ensor ein fast schon groteskes Menschengewimmel am Strand von Ostende aufs Papier strichelt. Und oben auf den Strandkabinen lauern Männer mit Fernrohren offenbar auf weibliche Beute.

Solche Kletterpartien kann man sich bei Tom Wesselmann sparen. Denn der Pop-Artist zieht seinen Beach-Beautys gleich den Bikini aus und gibt die entblößten Stellen mit seiner Zoomtechnik ungehemmter Schaulust preis. Deutlicher delikater setzt der schwedische Kollege Anders Zorn seine nackten Badegrazien ins Bild.

Zunächst glaubt man, alte Schwarz-Weiß-Fotos zu betrachten, bis man aus der Nähe die haarfeinen Linienstrudel der Kaltnadelradierung bemerkt.

Fernand Léger lässt am „Hafen von Trouville“ die Farben um die Wette flirren, wohingegen Max Liebermanns „Kellergarten in Rosenheim“ fast schon beklemmend schattig wirkt. Das ergiebige Thema wird in diversen Techniken (Farblithografie, Holzschnitt, Siebdruck) und Stilen durchdekliniert: Otto Muellers „Fünf gelbe Akte am Wasser“ zeugen von kompromisslosem Expressionismus, während Werner Gilles mit „San Angelo auf Ischia“ einer Art lyrischer Abstraktion huldigt. Deutlich handfester: Heinrich Zilles „Sonntag Nachmittag im Luft- und Sonnenbad“, wo man sich offenbar eher derb vergnügt. Die Sommersonne scheint auf einsame Leuchttürme (Otto Pankok) oder spielende Kinder (Liebermann), auf surreale Szenerien (bei Thomas Bernstein), ferne Gestade (Emil Orliks „Am Meer auf Ceylon“) sowie den Wassermelonenesser des Mexikaners Rufino Tamayo. Und einer scheint sie sogar direkt eingefangen zu haben: Der Münchner Rupprecht Geiger, dessen rot oszillierender Viertelkreis Assoziationen an den im Meer versinkenden Feuerball weckt.

Insgesamt dominiert die erotisch stimulierende Wirkung der Hitze samt dem (nicht immer erfreulichen) Entblößungsdrang. Nur Peter Royen spielt da nicht mit, denn auf seiner Fotomalerei sieht man Afrikaner, die sich eben nicht sonnen, sondern vollständig bekleidet den Schatten suchen.

Bis 23. Oktober, Di-So 11-18 Uhr, Do 11 - 21 Uhr. Ehrenhof 4-5, Düsseldorf. www.smkp.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Hund gesucht
Hund gesucht
Kleines Theater sucht kleine französische BulldoggeHund gesucht