170 Bands und Solokünstler Am Mittwoch startet das Festival c/o pop in Köln

BONN · Rund 170 Bands und Solokünstler treten vom 29. August bis zum 3. September beim Kölner Musikfestival c/o pop auf. Die Veranstalter erwarten 30.000 Besucher. Mit einem besonderen Projekt wird die Kölner Pop-Ikone Nico gewürdigt.

AnnenMayKantereit: Die bekannte Kölner Band beim Konzert im ausverkaufte Gloria vor zwei Jahren

AnnenMayKantereit: Die bekannte Kölner Band beim Konzert im ausverkaufte Gloria vor zwei Jahren

Foto: DENNIS_DIRKSEN

Ihr Name war Päffgen, Christa Päffgen. Aber die ganze Welt kannte und kennt sie unter ihrem Pseudonym: Nico. Muse von Andy Warhol, Velvet-Underground-Sängerin, Stilikone. 1988 starb sie auf Ibiza an den Folgen ihres exzessiven Lebens. 50 Jahre zuvor kam sie in Köln auf die Welt, ihr Status als Pop-Legende ist ungebrochen. Die 15. Ausgabe des Musikfestivals c/o pop, das vom 29. August bis zum 2. September in der Domstadt stattfindet, widmet jenem Enfant terrible ein popkulturelles Projekt als Hommage.

Zu Besuch im Büro von Festival-Chef Norbert Oberhaus in Köln-Ehrenfeld. Der sonnengebräunte, mindestens zehn Jahre jünger wirkende Oberhaus (57) bringt es auf den Punkt: „Nico war eine der wenigen Pop-Ikonen aus Köln, die Weltruhm erlangt haben. Sie hätte auch sehr gut zu c/o pop gepasst.“

Ihr zu Ehren wird während der Festivaltage der Innenhof des Museums für Angewandte Kunst Köln (MAKK) zum Nico-Päffgen-Platz erklärt. Bis heute nämlich hat sich die Stadt Köln nicht zu einer dauerhaften Erinnerung an die Künstlerin, sei es durch einen Straßen- oder Platznamen, durchringen können. „Es ist ein kleiner Push von uns in die Richtung, dass dieser Platz eines Tages dauerhaft bleiben kann“, sagt Oberhaus.

Mit einer temporären Installation von Hanno Mühlenbach und Elisa Metz wird an Nico auf dem besagten Innenhof erinnert, aber vor allen Dingen durch ein musikalisches Denkmal, das drei Künstlerinnen mit ihren individuellen Konzerten im MAKK-Saal schaffen. Die Violinistin Jessica Moss (30. August, 20 Uhr), deren Solo-Album “Pools of Light” als dunkles, kaltes Meisterwerk der elektronischen Avantgarde gefeiert worden ist; die syrisch-armenische Sängerin Karyyn (31. August, 21 Uhr) und schließlich die amerikanische Musikerin Laurel Halo (2. September, 21.30 Uhr). Alle drei sind Künstlerinnen, die zwar in der Tradition von Nico stehen, sie aber nicht einfach bloß nachspielen, sondern eigenständige Persönlichkeiten darstellen.

In diesem Jahr fallen im Kontext des Festivals mehrere Jubiläen zusammen: Das nicht ganz runde Jubiläum von c/o pop selbst (15 Jahre), der 30. Todestag von Nico, 25 Jahre Poller Wiesen, 25 Jahre Bestehen des renommierten Kölner Plattenlabels Kompakt und noch einige weitere. Verteilt auf das gesamte Stadtgebiet, treten an den fünf Veranstaltungstagen von c/o pop rund 170 Bands auf. Das Eröffnungskonzert bestreiten als Headliner die Beginner, unterstützt von Samy Deluxe, DLX BND und weiteren Gästen, am Mittwoch, 29. August, am Tanzbrunnen – seit langem mit 10.000 Besuchern ausverkauft.

Inklusion beim Festival

Besonderheit diesmal ist die Zusammenarbeit mit dem Kölner Verein „Mittendrin“, der sich für Inklusion einsetzt. So wird es beim Auftaktkonzert eine Gebärden-Dolmetscherin für gehörlose Menschen geben, einen reduzierten Eintrittspreis für Besucher mit Handicap (in diesem Kontingent gibt es noch Restkarten) und einen verbesserten Bereich für Rollstuhlfahrer. Für Festivalmacher Norbert Oberhaus stellt diese Kooperation „eine Herzensangelegenheit“ dar. Weitere Höhepunkte in dem riesigen Programmplan sind die Auftritte des US-amerikanischen Singer-Songwriters William Fitzsimmons mit Stella Donnelly (30. August) sowie von Notwist (31. August), beide Konzerte in der Philharmonie.

„Inzwischen ist Popkultur angesehen und hat eine andere Wertschätzung“, erklärt Oberhaus und nimmt einen Schluck Kaffee. „Als Notwist vor zehn Jahren in der Kölner Philharmonie gespielt hat, war das absolut neu: ein urbanes Festival, das die Trennung zwischen U- und E-Musik aufhebt.“

Darüber hinaus hat sich c/o pop auf die Fahnen geschrieben, neue, vergessene und ungewöhnliche Orte für das Festival (wieder) zu entdecken. Dabei war das Team um den Geschäftsführer sehr fleißig: „Es gibt in Köln eigentlich keinen Ort mehr, den wir noch erobern müssen. Allerdings würden wir uns gern eines Tages den Offenbachplatz zurück erobern, inklusive Oper und Schauspielhaus – wenn die Baustelle nicht mehr da ist.“

Ein außergewöhnlicher Festivaltag ist wieder einmal der „Super-Samstag“ am 1. September, den Oberhaus als „unseren Rosenmontag“ bezeichnet. Im Belgischen Viertel spielen auf rund 25 Bühnen, vom Saal im Stadtgarten bis zur kleinen Bar Zum scheuen Reh bei freiem Eintritt von 16 Uhr bis Mitternacht jede Menge interessanter Bands und Solisten, dazu bieten Ateliers, Bistros und Boutiquen ein vielfältiges Rahmenangebot.

Auch die Kölner Formation AnnenMayKantereit, die inzwischen in der Kategorie Lanxess Arena auftreten kann, hatte in diesem Umfeld ihren ersten Auftritt bei c/o pop: 2013 spielte die Band in dem kleinen Laden Green Guerilla in der Roonstraße. „Wir sind ein Entdecker-Festival für die Stars von morgen“, sagt Norbert Oberhaus. „Das ist unser Markenzeichen: kein Programm von der Stange, sondern aufstrebende Bands, die zwei, drei Jahre später die großen Hallen füllen.“

Besucherzahlen sind konstant

Um diesen guten Riecher auch weiterhin zu behalten, sind Oberhaus und sein Team das ganze Jahr über auf Festivals unterwegs, sie sind vernetzt mit vielen Festivals weltweit. „Außerdem bekommen wir täglich bis zu 30 Bewerbungen von Bands und Solokünstlern zugeschickt. Aus dieser Mischung wird die ganze Zeit gescoutet, und ein halbes Jahr vor dem c/o pop Festival beginnt die Auslese, in der wir auf unsere 170 Bands kommen“, berichtet der Festivalchef.

Die Zeiten, in denen sich in seinem Büro die Promo-CDs der Bands wie Wolkenkratzer-Modelle hoch türmten, sind freilich vorbei. „Heute hast du Videos, Infos aus dem Internet, du siehst dir den Instagram-Account und vieles mehr an. Du kannst sehen, wie viele Fans es schon gibt und dir ein ziemlich umfassendes Bild von den Künstlern machen“, sagt der 57-Jährige. „Außerdem bekommen wir durch die sozialen Medien sofort eine Resonanz auf jedes Konzert.“

Die Besucherzahlen bei c/o pop sind konstant: 30.000 beim Festival, hinzu kommen etwa 1500 Fachbesucher der angeschlossenen Convention. „Für uns ist das eine gute Größe.“

Welche Gedanken macht sich der Boss über die nächsten 15 Jahre von c/o pop? „Der Tod eines Festivals ist, wenn du dich in deinem Sessel zurücklehnst und sagst: Das haben wir immer so gemacht. Es ist und bleibt ein ständiges Lernen – du musst in Bewegung bleiben.“ Und wie sehen die Ansprüche des Publikums aus? „Du musst schauen, was der Festivalbesucher will. Der gesamte Spirit muss stimmen“, sagt Oberhaus. „Heutzutage brauchst du auch gesundes Essen, eine große Vielfalt und auch eine Haltung als Festival. Der Markt ist immer größer und umkämpfter geworden.“

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