Kunstpreis für Kuratoren Aachen konfisziert Preisgelder bei "Justus Bier Preis"

Bonn · Die Stadt Aachen freut sich über die „ehrenvolle Auszeichnung“ mit dem Justus Bier Preis für Kuratoren, hat aber die Preisgelder für die prämierten Kuratoren Holger Otten und Andreas Beitin einbehalten.

 Jurychef Stephan Berg.

Jurychef Stephan Berg.

Foto: Müller

Kopfschütteln auf der einen Seite, der Hinweis auf geltende Dienstregeln auf der anderen Seite: Die Stadt Aachen freut sich zwar in Gestalt von Olaf Müller, Leiter des städtischen Kulturbetriebs, über die „ehrenvolle Auszeichnung“ mit dem Justus Bier Preis für Kuratoren, hat aber die Preisgelder für die prämierten Kuratoren Holger Otten und Andreas Beitin einbehalten. Die dritte Beteiligte an der Aachener Ausstellung über Mies van der Rohe, Brigitte Franzen, hatte Glück, sie arbeitet nicht mehr für die Stadt, durfte also ihre 1700 Euro behalten. Otten und Beitin mussten jedoch ihre Preisgelder – jeweils 1700 Euro – abgeben.

Entsetzt reagierte Stephan Berg, Intendant des Bonner Kunstmuseums und Juryvorsitzender des Justus Bier Preises für Kuratoren. Es sei absolut unüblich, dass personalisierte Preisgelder abgegeben werden müssen, sagte er dieser Zeitung.

"Sicherlich einmaliger Vorgang“

„Mit großem Befremden haben wir (...) erfahren, dass das Preisgeld (...) vom Kulturbetrieb der Stadt Aachen kurzerhand konfisziert und als 'öffentliche Gelder' für die Stadtkasse vereinnahmt wurde. Ein im deutschen und internationalen Kulturbetrieb sicherlich einmaliger Vorgang“, schrieben Berg und der Vorstandsvorsitzende Jens P. Howaldt an den Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU). Und weiter: „Um den Preis kann man sich nicht bewerben. Das Preisgeld ist also auch keine abführungspflichtige Nebeneinnahme. In den zehn Jahren des Bestehens des Justus Bier Preises sind diese Kriterien von allen Beteiligten immer anstandslos und ohne jede Diskussion respektiert worden.“ Bergs Bitte um eine Stellungnahme blieb bislang unbeantwortet. Aachen lässt ihn jetzt über den GA folgendes wissen: Die Stadt Aachen habe die Regel, dass, wenn städtische Mitarbeiter für ihre Arbeit in ihrer Dienstzeit Preise bekommen, diese abzugeben seien. Das stehe in den Dienstregeln, erläuterte Müller, der auch auf den Umgang mit der Annahme von Geschenken über zehn Euro verwies. Das Geld sei übrigens dem Ludwig Forum zugute gekommen.

Beitin, Chef jenes Hauses (2018 „Museum des Jahres“ und „Ausstellung des Jahres“), war im Herbst ins Visier der städtischen Rechnungsprüfer geraten: wegen seines „mehr als grenzwertigen Umgangs mit Geld“ (Aachener Zeitung) und wegen des Justus Bier Preises. Beitin muss sich nun nicht mehr mit den Aachenern herumärgern: Am 1.April wird er Chef des Kunstmuseums Wolfsburg. Man kann ihm nur wünschen, dass die Preisregularien dort fairer sind.

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