Werke der Shoah-Überlebenden Koczÿ in Recklinghausen

Recklinghausen · Als Dreijährige kam Rosemarie Koczÿ 1942 in ein Konzentrationslager. Sie sah, wie Bulldozer Leichen in Gräben warfen. Sie überlebte und wurde Künstlerin. All den Toten, die sie sah, widmete sie ihre Arbeiten - Zeichnungen als Leichentücher.

 Hans-Jürgen Schwalm, Direktor der Kunsthalle Recklinghausen vor Koczÿ Bild.

Hans-Jürgen Schwalm, Direktor der Kunsthalle Recklinghausen vor Koczÿ Bild.

Foto: Caroline Seidel

Die Kunsthalle Recklinghausen zeigt von diesem Sonntag an mehr als 100 Werke der aus Recklinghausen stammenden Holocaust-Überlebenden Rosemarie Koczÿ (1939-2007). Im Zentrum der Ausstellung stehen Tuschzeichnungen aus dem Zyklus "Ich webe Euch ein Leichentuch", mit dem die Künstlerin an die Opfer des Holocaust erinnert. Zu sehen sind auch Gemälde und Skulpturen. Die Schau endet am 19. November.

Koczÿ war als Tochter jüdischer Eltern 1942 deportiert worden. Sie überlebte zwei Konzentrationslager. 1959 ging sie in die Schweiz und studierte dekorative Kunst in Genf. Später zog sie in die USA, wo wie 1984 in zweiter Ehe den amerikanischen Komponisten Louis Pelosi heiratete.

Seit Mitte der 1970er Jahre ging es in ihrer Kunst vor allem um die Aufarbeitung ihrer Kindheitserlebnisse und des Holocausts. "Bis zu ihrem Tod entstehen mehr als 12 000 Tuschzeichnungen, mit denen die Künstlerin der Opfer der Shoa gedenkt und die sie rückseitig mit stets demselben Text versieht: "Ich webe Euch ein Leichentuch."", berichtet die Kunsthalle. "Es ist eine Bestattung für all jene, die ich sterben sah in den Lagern 1942, 1943, 1944 und 1945 sowie im Lager für Verschleppte bis 1951", schrieb Koczÿ 1999.

Sämtliche ausgestellten Arbeiten stammen aus einer geplanten Schenkung an die Stadt Recklinghausen. Sie umfasst rund 200 Werke und steht nach Angaben der Kunsthalle kurz bevor. Zur Eröffnung der Ausstellung am Sonntag wird auch Louis Pelosi (70) erwartet.

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