Eleganz des Altmeisters Konzert mit Capuçon in der Kölner Philharmonie

Köln · Das Royal Philharmonic Orchestra unter Charles Dutoit begeistert das Publikum in der Kölner Philharmonie. Geiger Renaud Capuçon ist der Solist.

Renaud Capuçon und Dirigent Charles Dutoit bei der Probe.

Renaud Capuçon und Dirigent Charles Dutoit bei der Probe.

Foto: Thomas Brill

Musikalische Berührungsängste kennt das Royal Philharmonic Orchestra aus London nicht. Wenn Crossover-Projekte zu vergeben sind, heben die Musiker als erste die Hand. Bereits vor fast einem halben Jahrhundert haben sie mit der britischen Rockband Deep Purple für das ambitionierte „Concerto for Group and Orchestra“ zusammengearbeitet, sie spielen regelmäßig Filmmusik und Soundtracks für Computerspiele ein. Und, ja, man mag es kaum sagen, selbst für die Weihnachtslieder-Alben der Schlager-Queen Helene Fischer gehen die Philharmoniker ins Studio.

Nach Köln kamen sie jetzt freilich mit einem im besten Sinne konservativen Programm. Unter der Leitung des Schweizer Altmeisters Charles Dutoit, der seit 2009 Chefdirigent der königlichen Philharmoniker ist, spielten sie die Ouvertüre „Römischer Karneval“ von Hector Berlioz, der sie das Violinkonzert in e-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy und Antonin Dvoraks Sinfonie Nr. 9, „Aus der neuen Welt“, folgen ließen.

Berlioz komponierte seine Ouvertüre, deren Saltarello-Beginn das Orchester herrlich schwungvoll intonierte, nach Motiven aus seiner Oper „Benvenuto Cellini“. Die ausgelassene Stimmung beruhigt sich schon bald in dem lyrischen Einschub des Andante sostenuto, den das Englischhorn betörend schön zelebrierte. Für Mendelssohn Bartholdys Konzert hatten die Briten den französischen Geiger Renaud Capuçon als Solisten eingeladen.

Dass die Begleitung trotz der vergleichsweise üppigen Orchesterbesetzung von schönster Klarheit blieb, passte sehr gut zu dem Spiel des Geigers. Capuçon verfügt über einen brillanten Ton, sein Spiel ist von beeindruckend klassizistischer Klarheit. Im Vergleich etwa zu seinem berühmten Kollegen Itzhak Perlman vernimmt man bei Capuçon einen schlankeren Ton, weniger Vibrato. Das berühmte gesangliche Thema des ersten Satzes präsentiert er sozusagen ohne jede Süße.

Im langsamen Satz kommt das vielleicht noch mehr zum Tragen. Unter seinen Händen fließt die Melodie wunderbar frei, wobei Capuçon den musikalischen Ausdruck durch feinste Abstufungen in der Dynamik und in der Tongebung erzielt. Nach dem brillant gespielten Finale bedankte er sich bei dem begeistert applaudierenden Publikum mit einer Weise aus Christoph Willibald Glucks „Orpheus und Euridice“.

Das Englischhorn-Solo aus der Berlioz-Ouvertüre hatte schon ein wenig die Vorfreude auf Dvoraks Sinfonie geweckt. Und nach dem brillant gespielten ersten Satz, durch den der mittlerweile 80-jährige Dirigent mit ebenso eleganten wie präzisen Gesten lenkte, wurde man im langsamen Satz von der Wärme des Tons, mit welcher der Musiker diese zauberhafte Melodie blies, gefangen genommen.

Der rhythmisch aufgeheizte, am Scherzo aus Beethovens Neunter geschulte dritte Satz und das vom Blech dominierte Finale begeisterten in ihrem zupackenden Gestus. Von diesem Feuer zehrte auch noch der zugegebene Ungarische Tanz von Johannes Brahms.

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