Kölner Tatort "Nachbarn" im Schnellcheck Voodoo, Schein und labbrige Pommes

Köln · Im Tatort "Nachbarn" ermitteln Ballauf und Schenk im winzigen Kosmos einer Wohnsiedlung. Bei den dortigen Familien dominiert Schein über Sein.

Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) ermitteln in einer Wohnsiedlung.

Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) ermitteln in einer Wohnsiedlung.

Foto: dpa

Eben setzte er noch die letzte Zypresse an seinen Gartenzaun, kurz darauf fällt er von der Brücke vor einen Lkw: Schnell finden Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) heraus, dass der bei den Nachbarn unbeliebte Werner Holtkamp (Uwe Freyer) schon vorher erschlagen wurde.

Dabei fängt es so fröhlich an, als Videoclip zu "Happy" von Pharrell Williams. Alles deutet auf eine intakte Nachbarschaft hin. Doch die Kölner Kommissare, die sich diesmal im winzigen Kosmos einer Wohnsiedlung bewegen, kratzen schnell an der Oberfläche. Bei den Familien dominiert Schein über Sein. Untereinander existieren die unterschiedlichsten Bande und Abhängigkeiten. Der Streit über Grundstücksgroßen zwischen dem toten Eigenbrötler und Leo Voigt (Werner Wölbern) nebenan war nur ein kleiner Teil davon.

In seinem Buch dreht Autor Christoph Wortberg an manchen Stellen das Rad ein wenig zu weit. Das wer mit wem, warum und wann wird immer komplizierter und wirkt teils zu konstruiert. Das glaubhafte Spiel der Darsteller macht das aber wieder wett und einen neugierig, was die nächste Wendung bringt. Warum wirkt Sandra Voigt (Claudia Eisinger), die nicht mehr stimmhaft reden kann, so verletzlich? Wieso tanzt sich Anne Möbius (Birge Schade) zu Springsteens "Hungry Heart" den Frust von der Seele?

Der Tatort funktioniert ohne viel Action, mit ein bisschen Voodoo der Kinder im Viertel, labbrigen Pommes und Schenks persönlichem Nachbarschaftsstreit. Ein solider Krimi, bei dem es Spaß macht, den Mörder zu erraten. Bis zum musikalischen "Happy"-End.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

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