Priscilla Presley im Gespräch Duett fürs Leben

Bonn · Elvis wird für immer ihr „Mann“ sein. Priscilla Presley hat für ein Album seine Musik und Stimme mit einem Orchester einspielen lassen. Nächstes Jahr geht sie damit und mit persönlichen Erinnerungen auf Europa-Tour. Wir haben mit ihr gesprochen.

 Die US-amerikanische Schauspielerin Priscilla Presley posiert für die Fotografen bei der Elvis Ausstellung in London

Die US-amerikanische Schauspielerin Priscilla Presley posiert für die Fotografen bei der Elvis Ausstellung in London

Foto: picture alliance / dpa

GA: Mrs. Presley, Sie waren gerade für einen TV-Beitrag in Bad Nauheim, wo Sie als 14-jähriges Mädchen Elvis Presley kennen und lieben lernten. Wie hat Ihnen der Besuch gefallen?

Priscilla Presley: Es war bewegend. 25 Jahre war ich nicht in Bad Nauheim gewesen, manche Ecken waren noch wie früher, vieles habe ich kaum noch wiedererkannt. Wir haben das Haus aufgesucht, in dem Elvis damals lebte, aber die jetzigen Bewohner hatten keine Lust auf Publicity. Trotzdem war es schön.

GA: Sie lebten damals in Wiesbaden, Ihr Stiefvater war dort bei der Armee stationiert. Was ist Ihre schönste Erinnerung an die Zeit in Deutschland?

Presley: Natürlich Elvis. Ich erinnere mich noch genau, wie er mich ansprach, auf einer Party in seinem Haus. Später die vielen Fahrten von Wiesbaden nach Bad Nauheim, meine Sehnsucht nach ihm und die große Freude, wenn ich ihn sehen konnte.

GA: Sie waren damals Schülerin.

Presley: Ja. Es fiel mir sehr schwer, mich zu konzentrieren. Die Schule war nie meine liebste Beschäftigung. Erst nachdem Elvis Deutschland wieder verlassen hatte, wurden meine Leistungen besser. Dieses Leben als junges Mädchen ist jetzt einerseits so weit weg, andererseits ist es immer noch sehr nah.

GA: Sie lernten mit 14 einen zehn Jahre älteren Mann kennen, der damals schon ein großer Star war. Sie führten eine Fernbeziehung, Sie zogen noch als Minderjährige auf Presleys Anwesen Graceland. Rückblickend ist das schon eine sehr ungewöhnliche Geschichte, oder?

Presley: Es war unkonventionell. Absolut unkonventionell. Ich war ein behütetes Kind, das auf eine katholische Mädchenschule ging, meine Kindheit verlief sehr behütet. Plötzlich geriet ich mitten in das Leben des Rock’n’Roll, in dem es keine richtigen Regeln gab, und das das komplette Gegenteil von allem war, was ich kannte.

GA: Würden Sie sich heute genauso entscheiden wie mit 14?

Presley: Die Zeiten sind andere, die Frage ist schwierig. Spontan würde ich sagen: Ja. Ich bereue nichts, ich würde nichts an meinem Leben ändern wollen.

GA: Sie heirateten 1967, ein Jahr später kam die gemeinsame Tochter Lisa Marie zur Welt, 1973 ließen Sie sich scheiden. Sie blieben ihm dennoch verbunden und kümmern sich seit seinem Tod 1977 um Elvis‘ Vermächtnis.

Presley: Ja. Ich hatte andere Männer, aber Elvis wird immer mein Lebensmann sein. Sein Erbe zu erhalten und weiterzuentwickeln ist zugleich der härteste und der einfachste Job der Welt.

GA: Wie meinen Sie das?

Presley: Es ist einfach, wenn akzeptiert wird, was du tust. Aber es gibt gewisse Schlachten, die ich kämpfen musste und muss, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ich weiß sehr genau, was Elvis gewollt hätte. Ich kenne seine Musik und seine Vorlieben sehr, sehr genau.

GA: Das von Ihnen verantwortete Album „The Wonder Of You“ ist nach „If I Can Dream“ aus dem Vorjahr schon das zweite Album, das mit dem Londoner Royal Philharmonic Orchestra in den Abbey Road Studios entstanden ist. Hätte Elvis das gewollt?

Presley: Auf jeden Fall! Elvis hatte einen sehr breit gefächerten Musikgeschmack, er liebte Country, Pop, Black Music, Gospel – und speziell auch klassische Musik. Aus meiner Sicht ist das Album wirklich sehr schön geworden. Es passt zu Elvis.

GA: Zu seinen Lebzeiten gab es so etwas allerdings nicht.

Presley: Elvis träumte immer davon, mehr auszuprobieren und zu wagen. Er wollte einen reichhaltigeren Sound, er wollte ein Orchester, doch seine Plattenfirma ließ das nicht zu. Sie sah kein Potenzial darin, dass er aus seiner angestammten Rolle tritt. Heute erkennen immer mehr Menschen, dass Elvis viel mehr war als nur Rock’n’Roll.

GA: Es gibt auf „The Wonder Of You“ sogar ein Duett mit Helene Fischer. Wussten Sie, wer Helene Fischer ist?

Presley: Nein, ich kannte sie nicht, ich hatte vorher noch nie von ihr gehört. Ich habe sie dann gegoogelt. Mein Gott, was für eine superschöne Stimme. Helene ist unglaublich talentiert.

GA: Bei Elvis-Fans kommt diese Paarung nicht gut an.

Presley: Ich weiß, ich weiß. Alles, was mit Elvis zu tun hat, ist extrem sensibel, viele sind sehr empfindlich. Aber Elvis liebte Duette, er sang sehr gern mit jemand anderem. Ich will mich nicht verhalten wie sein Label früher. Ich will ihn nicht künstlerisch beschneiden. Elvis und Helene passen und singen wunderbar zusammen, der Song berührt mich.

GA: Sind Sie selbst musikalisch?

Presley: Überhaupt nicht. Ich singe nicht, spiele kein Klavier, keine Gitarre. Ich hatte eine Weile Schlagzeugunterricht, das schien mir das am leichtesten zu lernende Instrument zu sein, ich wollte ja so gern mit ihm zusammen spielen. Ein paar Mal haben wir das dann gemacht, er sang, ich spielte Schlagzeug. Aber das führte nirgendwo hin. Wir sind nicht gemeinsam auftreten.

GA: Bis jetzt. Sie werden auf der Tournee „Elvis in Concert 2017“ im kommenden Jahr auf der Bühne dabei sein. Was ist Ihre Rolle?

Presley: Verrückt, oder? Elvis ist nie live in Europa aufgetreten, bis jetzt, 40 Jahre nach seinem Tod. Die Show hat natürlich nichts mit mir selbst zu tun, sondern sie dreht sich voll und ganz um Elvis und seine Musik. Ich werde mit einigen Filmen und Geschichten seine persönliche Seite beleuchten.

GA: Hätte Elvis erwartet, heute noch so populär zu sein?

Presley: Niemals im Leben hat er sich das ausmalen können. Er hat immer gesagt, er will nicht als 40-jähriger Rockstar noch auf der Bühne stehen. Heute ist 40 so jung. Aber damals galt 40 als alt.

GA: Was würde er heute tun? Wäre er noch als Musiker aktiv?

Presley: Tja, das ist die Frage. Er würde sicher noch Musik machen. Vielleicht sogar genau solche Projekte, wie wir sie jetzt mit dem Orchester umsetzen. Elvis wäre seinen Weg weitergegangen.

GA: Sie haben als Presleys Nachlassverwalterin Graceland zu einer der beliebtesten Touristenattraktionen der USA ausgebaut. Wie ist Ihnen das gelungen?

Presley: Mit Hingabe, Überzeugung und Leidenschaft. Wir haben ein paar richtige Weichen gestellt. Ich hätte Graceland niemals verkauft oder versteigern lassen. Es war mir immer heilig, unser Heim zu behalten. Ich will, dass seine Tochter, seine Enkel, ich selbst, immer wieder dorthin zurückkehren können.

GA: Was sind Ihre stärksten Eigenschaften?

Presley: Hartnäckigkeit, Überzeugung, Durchhaltevermögen, manchmal Sturheit (lacht).

GA: Sie sind 71 Jahre alt und sehen deutlich jünger aus. Was ist Ihr Rezept?

Presley: Die Enkel halten mich jung. Die Zwillinge von Lisa Marie sind gerade acht geworden, ich sehe sie häufig. Jungsein ist darüber hinaus eine Lebenseinstellung. Ich bin eine Optimistin. Und ich weigere mich, alt zu denken, alt zu werden, alt zu sein.

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