Polizeiruf 110 "Nachtdienst" Drama bis zum Morgengrauen
Der Polizeiruf 110 "Nachtdienst" wartet mit grandiosen Schauspielern und einem verstörenden Ende auf. Eine Vorab-Kritik von GA-Redakteur Christoph Meurer.
Endlich Feierabend. Als Kriminalhauptkommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) vor dem Polizeipräsidium noch eine letzte Zigarette raucht, taucht die 80-jährige Elisabeth Strauß (Elisabeth Schwarz) auf. Die Dame hat Demenz, schwört aber, dass in ihrem Seniorenheim ein Mann ermordet wurde. Als von Meuffels die Frau zurück ins Heim bringt, erfährt er, dass dort in der Tat kürzlich ein Mann gestorben ist. Noch in der Nacht nimmt der Kommissar die Ermittlungen auf.
Im Münchener Polizeiruf 110 mit dem Titel "Nachtdienst" wandelt von Meuffels in einer fast kafkaesken Szenerie. Zwischen überforderten Altenpflegern und Bewohnern zwischen Wachheit und Wahnsinn versucht er zu erkunden, was auf den Gängen und hinter den Türen des Heims passiert ist. Dabei entwickelt sich der Polizeiruf von Minute zu Minute weg von einem Krimi hin zu einem Sozialdrama - das aber mit grandios spielenden Darstellern. Die Zuschauer werden von der bedrückenden, melancholischen Stimmung der Folge gepackt und könnten dabei fast vergessen, dass es sich um einen Krimi handelt. Daher ist es in gewisser Weise konsequent, dass die Aufklärung des Falls eher beiläufig geschieht. Zum Ende der Geschichte erinnern die Macher die Zuschauer allerdings mit einem harten, unnötigen Handlungsbruch daran, dass der Polizeiruf eine Krimiserie ist. So bleiben am Schluss sowohl die handelnden Figuren als auch die Zuschauer verstört zurück.
Anfang Januar wurde bekannt, dass Brandt den Polizeiruf verlassen will. Für die Reihe wird das ein großer Verlust sein.
ARD, Sonntag, 20.15 Uhr. Mehr zum Thema: ga.de/tatort
