Törööö! und herzlichen Glückwunsch Benjamin Blümchen wird 40

Berlin · Es wird wohl eine riesige Party im Neustädter Zoo. Otto und Herr Tierlieb werden den prominentesten Bewohner hochleben lassen und ordentlich Zuckerstückchen verteilen.

Seit 40 Jahren wachsen Tausende von Kindern mit dem sprechenden Elefanten auf.

Seit 40 Jahren wachsen Tausende von Kindern mit dem sprechenden Elefanten auf.

Foto: KIDDINX Studio GmbH, Berlin/dpa

Sein unverkennbares „Törööö“ schmetterte er schon durch unzählige Kinderzimmer. Seit 40 Jahren wachsen Tausende von Kindern mit Benjamin Blümchen auf. Der sprechende Elefant läuft auf zwei Beinen, hat eine Schwäche für ungesunde Zuckerstückchen und trägt eine rote Mütze. Sie sei vom Erfolg überrascht gewesen, sagt Autorin Elfie Donnelly der Deutschen Presse-Agentur kurz vor dem 40. Geburtstag des Elefanten. Sie hat den kultigen Dickhäuter erfunden. „Kinderhörspiele auf Kassette haben eine Marktlücke gefüllt, es gab diese wunderbaren, für Kinder einfach zu bedienenden Kassettenrekorder“, sagt sie rückblickend.

Benjamin Blümchens Geburtsstunde ist laut den Kiddinx Studios als Inhaber der Rechte an der Marke der 7. Juli 1977: An diesem Tag haben Donnelly und der damalige hör-lies Verlag die Produktion des ersten Hörspiels besiegelt. Die Idee für die Figur sei ihr bei einem Ausflug in der Nähe von Füssen im Allgäu gekommen, erzählt Donnelly. Beim Spaziergang habe sie bemerkt, dass auf dem Kirchturm in einem Dorf etwas gefehlt habe. „Der Wetterhahn war weg. Was wäre, habe ich gesagt, wenn dort oben ein Elefant stünde? Sozusagen ein Wetterelefant? Ich glaube, außer mir fand das niemand lustig.“

Erste Idee war ein Wetterelefant

Der damalige Sender Freies Berlin (SFB), für den Donnelly arbeitete, habe nach dem Ausflug ein Hörspiel bei ihr in Auftrag gegeben, erinnert sich die 67-Jährige. „Ich habe dann „Benjamin als Wetterelefant“ abgegeben, 35 Manuskriptseiten.“ Sie seien aber abgelehnt worden. Die Begründung: Geschichten sollten sich an der Erfahrungswelt der Kinder orientieren, erzählt die Schriftstellerin. Sprechende Elefanten hätten nicht dazugehört. Weil die zuständige Redakteurin Karla mit Vornamen hieß, habe sie „zur Strafe dann Karla Kolumna erfunden“ - die rasende Reporterin bei Benjamin Blümchen.

Nach der Absage sicherte sich der hör+lies Verlag die Geschichten. 1988 trat Donnelly sämtliche Rechte an den Verlag ab und klinkte sich aus. Benjamin habe nun neue Eltern, sagt die Autorin, die auch Bibi Blocksberg erfand.

Mittlerweile sind nach Angaben von Kiddinx Studios 135 Hörspielfolgen erschienen. „Jährlich bringen wir drei bis vier neue Geschichten raus“, sagt eine Sprecherin. „Es gibt also weiterhin immer neue Abenteuer mit Benjamin und seinen Freunden.“ Am 10. November soll die Jubiläumsfolge „Ein Törööö für alle Fälle“ erscheinen.

Neue Dreharbeiten in Planung

Benjamin Blümchen aus dem Neustädter Zoo ist längst mehr als nur ein Hörspielheld. Er tritt in der Werbung ebenso auf wie im Kino. Im März dieses Jahrs sind neue Dreharbeiten angelaufen. Der Streifen soll 2018 in den Kinos laufen. Die Kinderserie wird in Köln verfilmt. Mit dabei sind Heike Makatsch, Didi Hallervorden, Uwe Ochsenknecht und Max von Thun. Der Elefant wird animiert. Laut den daran beteiligten MMC-Studios ist der kultige Dickhäuter mit mehr als 14 Millionen verkauften Büchern, 160 Gold- und Platin-Auszeichnungen und über 65 Millionen verkauften Hörspielen einer der populärsten Charaktere überhaupt.

Sogar die Wissenschaft befasste sich schon mit Benjamin Blümchen: An der Universität Kassel ist ein Sammelband über die Helden aus den Kinderhörspielen entstanden. Einer der Herausgeber, Oliver Emde, verglich das Protestverhalten des redseligen Elefanten im Jugendmagazin „Jetzt“ der „Süddeutschen Zeitung“ mit einem Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21: Der Elefant setze sich auf Bäume, damit die nicht gefällt werden. In einer Folge klettert Benjamin auf einen Baum, dem wegen des Baus einer breiteren Straße die Kettensäge drohte. Er sei ein richtiger Wutbürger, befand Emde.

Donnelly verfolgt die neue Abenteuer des Elefanten nicht mehr: „Ich sehe Benjamin heute gar nicht. Mein Blick ist in andere Richtungen gewandert.“ (dpa)

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