Zwischen Fliegern und Fluchten

Die Berliner Künstlerin Pauline Kraneis präsentiert sich im Rahmen von "Stars and Stripes" im Bonner Kunstverein mit einer Installation

  Pauline Kraneis  mit ihrer Bodenarbeit "Gelände II" im Kunstverein.

Pauline Kraneis mit ihrer Bodenarbeit "Gelände II" im Kunstverein.

Foto: Franz Fischer

Bonn. Wie eine blau-weiße Tischdecke zur Quelle für Fantasie und Imaginationskraft wird, zeigt das Werk "Plattform" von Pauline Kraneis im Bonner Kunstverein. Die Imagination des Betrachters wird jedoch nicht dem Zufall überlassen, sondern präzise gelenkt.

Im Rahmen der Serie "Stars and Stripes" sind drei Installationen und Wandarbeiten von der Berliner Künstlerin zu sehen. Auf den ersten Blick wirkt das Wandgemälde "Plattform" wie eine weite Ebene mit Hügelketten, die an eine Zeichnung eines Landschaftsarchitekten erinnert. Der Blick schweift über die Weite, die apodiktisch an den Rändern begrenzt ist, eine runde Plattform bildet.

Ein Schritt zurück: Die Hügelkette wird zum Faltenwurf. Zwei Schritte zurück: Das vertraute Motiv einer Tischdecke mit blau- und weißfarbenen Karrees zeigt sich und löst Assoziationen aus. Die Reduktion des Sujets auf eine runde Fläche und die Verschiebung der Perspektive machen es möglich, dass beide Motive weiterhin rezipiert werden können und einander nicht ausschließen. Raum für Assoziationen bleibt in alle Richtungen gegeben. Es öffnet sich ein intensives Spiel mit der Wahrnehmung, wodurch der Raum vor dem Bild in das Operationsfeld zwischen Auge und Objekt eingeschlossen wird.

Auch im Hauptwerk der Ausstellung, welches eigens für den Bonner Kunstverein konzipiert wurde, wird die Wahrnehmung des Betrachters einer genauen Analyse unterzogen. Kraneis geht in dieser Arbeit einen Schritt weiter und bietet dem Betrachter einen "optimalen" Standpunkt an. Ein typisches DDR-Kachelmuster transformiert sie hier in eine Fliegerstaffel, die rasant vom Boden abhebt und den Raum in eine bedrohliche Bewegung und Atmosphäre versetzt.

Bewegt sich der Betrachter zwischen Formen auf dem Boden, finden sich verschiedene perspektivische Fluchten, die vervollständigt werden können. Augenfällig ist die Genauigkeit und Liebe mit der die Künstler in drei Wochen Arbeit die Werke in die Räumlichkeiten des Kunstvereins eingepasst hat und die Ausstellung zu einem wahrnehmungsästhetischen Erlebnis werden lässt.

Bonner Kunstverein, Hochstadenring 22; bis 25. April. Di-So 11-17, Do 11-19 Uhr. Im Verlauf der Ausstellung erscheint ein Katalog mit zahlreichen Abbildungen und einem Text von Harald Uhr.

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