Ausstellung "Sieht man ja, was es ist" im Bonner Kunstverein YouTube statt Kunstmesse

Bonn · Welches Erbe hat die blühende Kunstszene des Rheinlandes der 70er Jahre dem Künstlernachwuchs hinterlassen? Ist diese Zeit für junge Künstler von heute von Bedeutung? Gibt es das Prädikat "Rheinland" noch? Christina Végh, Leiterin des Bonner Kunstvereins, hätte bei ihrem Rundgang durch die Ausstellung mit den Editionen der Galerie Erhard Klein gerne ein paar Antworten auf diese Fragen gehabt.

 Edition der Galerie Erhard Klein im Kunstmuseum: "Martin Kippenberger, Vorfreude seitenverkehrt, ich muss zu Hause bleiben (Copa und Ipa)", 1986.

Edition der Galerie Erhard Klein im Kunstmuseum: "Martin Kippenberger, Vorfreude seitenverkehrt, ich muss zu Hause bleiben (Copa und Ipa)", 1986.

Foto: Kunstverein

Das erwies sich als ehrgeiziges Anliegen, denn die vier Künstler, die zum Rundgang eingeladen waren, konnten dem Publikum zwar ihre persönliche Sicht auf einzelne Exponate vorstellen. Darüber hinausgehende Schlüsse ließen sich aber schwerlich ableiten.

Johannes Wohnseifer steuerte auf die Arbeit zu, die er sich damals für 180 DM in der Galerie von Klein gekauft hatte. Der Holzschnitt "Hölle Arbeit", 1985 von Albert Oehlen geschaffen, hat es ihm immer noch angetan. "Ich bewundere Oehlen und finde den Titel programmatisch.

Arbeit ist eben die Hölle, auch für Künstler, und Inspiration gibt es selten." Für Christoph Westermeier ist Katharina Sieverding der persönliche Bezugspunkt der Ausstellung. Als seine Klasse während des Studiums an der Düsseldorfer Kunstakademie eine Phase der Orientierungslosigkeit erlebte, reiste die Künstlerin aus Berlin an. "Sie kam zu spät in die Akademie, trug eine Sonnenbrille, benahm sich wie eine Diva, aber sie nahm sich Zeit für uns", erzählt Westermeier.

Künstlerkollegin Louisa Clement findet Inspiration bei Sigmar Polke, dessen Werk sie in der Galerie von Klein studiert hatte. "Seine Kompromisslosigkeit im Umgang mit der eigenen Arbeit, wenn er Blätter nach Jahren noch einmal übermalte, hat mich geprägt. Er hat sich ständig neu erfunden."

Mit dem gesamten Referenzsystem, das um andere Künstler, Galerien oder Kunstmessen aufgebaut ist, kann Alexander Basile rein gar nichts anfangen. Er sei zum ersten Mal im Bonner Kunstverein und schaue sich kaum Ausstellungen an. "Die Art von Kunst hier hat nichts mit meiner eigenen Arbeit zu tun. Ich verbringe meine Nächte auf YouTube", sagte er beim Rundgang.

Brennpunkt Rheinland

Der Jubiläumsreigen des Bonner Kunstvereins, der vor 50 Jahren gegründet wurde, geht weiter: Am kommenden Dienstag, 9. April, 19 Uhr, gibt es eine Podiumsdiskussion zum Thema "Brennpunkt Rheinland" mit den Gästen Rein Wolfs (Intendant der Bundeskunsthalle), Stefanie Kreuzer (Museum Morsbroich) und dem Kunstjournalisten Dominikus Müller. Christina Vègh, Direktorin des Kunstvereins, moderiert die Runde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort