Eckart von Hirschhausen im GA-Interview Wissen und Witze mit Eckart von Hirschhausen

BONN · Der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen moderiert drei Sendungen im Fernsehen. Im Haus der Springmaus präsentiert er Witze mit Kindern, und im Telekom Dome veranstaltet er einen Kirchentag zum Lutherjahr.

 Eckart von Hirschhausen: „Mit guter Recherche lässt sich Sinn und Unsinn sortieren – leider haben nicht alle Seiten immer Interesse daran“

Eckart von Hirschhausen: „Mit guter Recherche lässt sich Sinn und Unsinn sortieren – leider haben nicht alle Seiten immer Interesse daran“

Foto: picture alliance / dpa

Der Mann ist ständig auf Achse. Morgens ein Termin mit seiner Stiftung „Humor hilft heilen“, mittags Dreharbeiten für eine TV-Sendung, abends dann das Gastspiel auf einer Kabarettbühne. Eckart von Hirschhausen schreibt Bücher, produziert CDs, unterstützt soziale Projekte. Keine Frage, dieser Arzt kennt keine Grenzen. Für das ARD-Format „Hirschhausens Check up“ begibt er sich sogar tagelang in die Psychiatrie oder ins Altenheim. Über seine zahlreichen Projekte und weitere Pläne sprach von Hirschhausen mit Heinz Dietl.

GA: Herr von Hirschhausen, ist Wissen ein Heilmittel gegen „alternative Fakten“?

Eckart von Hirschhausen: Ich bin nicht nur Arzt, sondern auch gelernter Wissenschaftsjournalist. Gerade in postfaktischen Zeiten will ich gern daran erinnern, was eine lebendige Zeitungslandschaft und ein unabhängiger Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk für unsere Demokratie leisten. Mit guter Recherche lässt sich Sinn und Unsinn sortieren – leider haben nicht alle Seiten immer Interesse daran.

GA: In „Hirschhausens Quiz des Menschen“ geht es auf spielerische Art um Erkenntnisgewinn. Wer hatte die Idee zur Sendung?

Hirschhausen: Diese Sendung basiert nicht, wie so oft, auf einem amerikanischen Format, sie ist auf meinem eigenen Mist gewachsen. Der Gedanke, dass man Medizin mit Unterhaltung verknüpfen kann, war vielen Redaktionen lange Zeit fremd. Dem WDR ist es gelungen, beide Säulen zu verschmelzen, eine großartige Sache.

GA: Wie groß ist der wissenschaftliche Aufwand?

Hirschhausen: Redakteure entwickeln die Inhalte. Sie prüfen die Fakten auf Herz und Nieren, auch wenn Fragen und Antworten nachher so locker flockig rüberkommen. Wichtig ist: Auch bei falschen Antworten wollen wir belegen, warum die Aussagen nicht stimmen.

GA: Zufrieden mit der Resonanz?

Hirschhausen: Ja. „Quiz des Menschen“ existiert seit sieben Jahren. Anfangs hatten wir zwei Folgen im Jahr, jetzt sind es sechs. Und im Herbst gibt es sogar eine XXL-Folge am Samstag.

GA: In dieser Woche hatten Sie in der Sendung einen Psychologie-Professor, der seine Unterarmprothese mit der Kraft der eigenen Gedanken steuert. Wohin geht die Reise der Medizin?

Hirschhausen: Die Bionik macht in der Tat riesige Fortschritte. Ich habe noch nie zuvor eine künstliche Hand zur Begrüßung geschüttelt. Die Steuerung beispielsweise funktioniert über die Muskelzuckungen im Oberarm und eine App auf dem Smartphone – irre.

GA: Was ist speziell an Ihrer Sendung „Frag doch mal die Maus“?

Hirschhausen: Kinder stellen erstens neugierige Fragen und verfügen zweitens über ungewöhnlichen Fähigkeiten. Dabei erinnern sie uns daran, dass man sich nicht zu schnell mit Antworten zufrieden gegeben sollte. Diese kindliche Freude ist eigentlich das beste Anti-Aging.

GA: Inwiefern?

Hirschhausen: Man kann mit 50, 60 oder 70 sehr wohl ein neues Hobby beginnen oder ein altes reanimieren. Ein Musikinstrument spielen, Tai Chi lernen – etwas, das uns gut tut. Das Hirn will beschäftigt sein, sonst baut es ab.

GA: Bei der „Maus“ am heutigen Samstag gehen Sie der Frage nach, ob gestresste Hunde früher graue Haare bekommen.

Hirschhausen: Wir bedienen damit natürlich auch den Unterhaltungswert. Die Sendung läuft zur besten Sendezeit, auch im Wettbewerb mit diversen Unterhaltungsshows. Also muss nicht jede Frage tief schürfen.

GA: Im Juni sind Sie mit Ralph Caspers im Haus der Springmaus. Was verbirgt sich hinter dem Showtitel „Ist das ein Witz?“

Hirschhausen: Wir produzieren eine neue Witze-CD. Mit der Stiftung „Humor hilft heilen“ unterstützen wir zahlreiche Projekte, gerade hier in der Region: Clownsvisiten für Kinder, Weiterbildung für Pflegekräfte und Studenten und auch ein Projekt in der Palliativmedizin. Das alles finanziert sich durch Spenden. Und ein Mittel, um an Geld zu kommen, ist der Verkauf von Witze-CDs.

GA: Sind Witze noch angesagt?

Hirschhausen: Ich kenne kaum einen, der nicht gern Witze hört – oder erzählt, wenn er es denn kann. Wir haben bislang drei CDs produziert – mit Hellmuth Karasek, Jürgen von der Lippe und Guido Cantz. Die CDs gehören zu den erfolgreichsten Hörbüchern der Republik. Und jetzt schließen wir eine Lücke.

GA: Welche Lücke?

Hirschhausen: Nicht alle Witze waren bislang jugendfrei, weil ein gewisser Teil des Humors unterhalb der Gürtellinie stattfindet. Jetzt machen wir eine jugendfreie Witze-CD. Im Haus der Springmaus werden Kinder auf der Bühne Witze erzählen, zudem wollen wir Witze einspielen. Ralph Caspers und ich erklären darüber hinaus, wie Humor bei Kindern funktioniert.

GA: Welche Witze funktionieren bei Kindern anders?

Hirschhausen: Man sollte beispielsweise mit Ironie sparsam sein. Kinder können nicht immer entschlüsseln, warum man das eine sagt und das andere meint. Es wird ein lustiger Vormittag, den wir aufzeichnen. Kinder, die Witze können, sind herzlich willkommen. Ich werde auch im Publikum noch Talente suchen.

GA: Im Herbst gehen Sie mit einem neuen Programm auf Tour. Was sagt uns der Titel „Endlich“?

Hirschhausen: Er ist schön mehrdeutig. Die großen Themen „Glück“, „Liebe“, „Wunderheilung“ habe ich durch, jetzt beschäftige ich mich mit „Zeit“. Wie gehen wir damit um? Warum haben wir alle das Gefühl, keine Zeit zu haben, obwohl wir länger leben als jede Generation vor uns?

GA: Verraten Sie uns die Antwort?

Hirschhausen: Ich bin noch mitten in der Arbeit. Meine ARD-Serie „Check-up“ ist Teil der Recherche. Ich war dafür drei Tage in der Kinder- und Geburtsklinik der Charité Berlin. Bei den Frühchen, die sozusagen aus der Zeit gefallen sind. Dann in der Psychiatrie, wo Menschen in ihrer Zeit verharren. Und dann drei Tage im Düsseldorfer Altersheim – als Mitbewohner der Dementen-WG. Auch dort ticken die Uhren anders.

GA: Sie sind auch im Lutherjahr aktiv. Was genau steht an?

Hirschhausen: Am 31. Oktober moderiere ich mit Sabine Scholt die große Reformationsgala im Telekom Dome. WDR und Beethoven Orchester sind dabei. Eine Art Kirchentag in Bonn.

GA: Sie haben in jungen Jahren beim GOP Theater in Hannover erste Bühnenerfahrungen gesammelt. Besuchen Sie gelegentlich das Bonner Haus?

Hirschhausen: Ja, ich bin großer Fan. Varieté demonstriert, was der Mensch alles kann. Man kann dort unsere „Witze“-CDs erstehen. Und wenn Sie die Toilette aufsuchen, hören Sie die Witze – und können sich bepinkeln vor Lachen.

GA: Sie sind hyperaktiv und omnipräsent. Vom früheren Außenminister Hans-Dietrich Genscher gibt es die Anekdote, dass ihm auf dem Weg nach Washington ein Flugzeug entgegen kam, in dem Hans-Dietrich Genscher saß. Kann Ihnen das auch passieren?

Hirschhausen: Stimmt, ich bin gern aktiv, ich habe aber gute Mitarbeiter, die mich unterstützen. Die meisten meiner Aktivitäten finden in der Öffentlichkeit statt – man sollte daraus nicht ableiten, dass ich mehr arbeite als andere. Jede Pflegekraft, jede Hebamme, jeder Erzieher arbeitet härter als ich.

GA: Was ist Ihr nächstes Ziel?

Hirschhausen: Ich möchte die Gesundheitsbildung in Deutschland voranbringen. Mit Schulprogrammen, Plattformen im Internet und mit einer Suchmaschine der Vernunft, die den Menschen bei der Orientierung im Krankheitsfall hilft. Außerdem möchte ich das Projekt „Singpause“ für Beethoven 2020 in Bonn etablieren.

GA: Woher nehmen Sie die Energie für solche Ziele?

Hirschhausen: Ich werde in diesem Jahr 50, habe aber nicht vor, wie andere Kollegen in diesem Alter bereits auszusteigen. Das Beste kommt vielleicht noch!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort