Wir müssen den Ball flach halten

Dieter Hildebrandt stellt "Ausgebucht" im Bonner Pantheon vor

  Dieter Hildebrandt  stellt sein neues Buch in Bonn vor.

Dieter Hildebrandt stellt sein neues Buch in Bonn vor.

Foto: dpa

Bonn. Natürlich hat der Mann immer noch etwas zu sagen. Bevor Dieter Hildebrandt Auszüge aus seinem aktuellen Buch "Ausgebucht" vorliest, kommentiert er die jüngsten politischen Ereignisse. Im Fokus: Edmund Stoiber und dessen gewagte Ursachenforschung am Aschermittwoch in Passau.

Schröder verantwortlich für fünf Millionen Arbeitslose, Arbeitslose verantwortlich für NPD-Auftrieb. Stoiber könne sich freuen, "dass die Neonazis ihn nicht zum Standartenführer ehrenhalber ernannt haben." Naja, die CSU. Generalsekretär Markus Söder ist für Hildebrandt ohnehin der "herumlaufende Beweis für die Verdünnung der Personaldecke in der CSU. Er ist bereits das Loch. Das letzte, auf dem Stoiber pfeift."

Auftakt für die intelligenten Verknüpfungen des deutschen Kabarett-Paten. Pfeifen. Robert Hoyzer. "Jahrelang läuft so eine arme Sau in kurzen Hosen zwischen 40 Millionen auf dem Fußballfeld umher und darf gerade für 70 000 Euro ein paar Spiele verpfeifen." Auch sei zu beobachten, dass die Sportplatz-Sprache immer mehr in die Politik einziehe: "Schröder sagt oft: ,Wir müssen den Ball flach halten.` Von Rudi Völler stammt der Satz: ,Meine Jungs können alles am Ball.` Sie haben ihn nur nicht."

"Ausgebucht" zeichnet Stationen seiner Lesetouren auf, versammelt skurrile Erlebnisse rund ums Bahnreisen und beschert nicht zuletzt nette Einblicke in den Ehealltag von Dieter und Renate Hildebrandt. Während einer Bahnreise bleibt der Zug wegen einer Panne stehen, was der Meister wie folgt umschreibt: "Wir stehen, die Lok will nicht, die Landschaft lockt nicht."

Dafür hat er schnell einen redseligen Mitreisenden am Hals - Max Meusler, wegen seiner hervor ragenden Nase kurz "Zinken" genannt. Allerdings wird Zinken zu einem Verbündeten, als eine Horde junger Geschäftsleute polternd das Abteil entert und ein Handy-Gewitter auslöst.

Drei Zugaben. Deutsches Fernsehen: "Die öffentlich-rechtlichen Sender machen sich in jede Hose, die man ihnen hin hält. Und die Privaten senden das, was drin ist." Korruption: "Es gibt Leute, die verdienen noch an den Gittern, hinter die sie gehören." Sprache: "In Wahlkämpfen ist immer die Rede von Kopf-an-Kopf-Rennen, obwohl jeder weiß, dass es zwei Arschlöcher sind." Dieter Hildebrandt - wie stets ein bemerkenswertes Vergnügen, ihm zuzuhören. Und ihn zu lesen.

Dieter Hildebrandt: Ausgebucht. Karl Blessing Verlag, München 2004, gebunden, 254 Seiten, 19 Euro. Am Donnerstag im Pantheon, 20 Uhr.

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