Wiener Philharmoniker in Köln

KÖLN · Die Wiener Philharmoniker und Valery Gergiev präsentierten in Köln ein pianistisches Ausnahmetalent.

Wiener Philharmoniker in Köln
Foto: Thomas Brill

Valery Gergiev muss von den Qualitäten des 20-jährigen Pianisten Daniil Trifonov schon sehr überzeugt sein. Im vergangenen Oktober präsentierte er ihn bereits in New York bei einem Gastspiel des Marijnsky Orchesters als Solisten in Peter Tschaikowskys erstem Klavierkonzert, jetzt verpflichtete er ihn erneut, diesmal für die aktuelle Tour der Wiener Philharmoniker, die jetzt in der Kölner Philharmonie ihren Anfang nahm. Bevor der junge Russe sich ans Klavier setzte, um wiederum Tschaikowskis b-Moll-Konzert zu spielen, leiteten die Wiener ihr komplett russisches Programm mit Sergej Prokofjews "Symphonie Classique" ein. Gergiev dirigierte das Werk mit einer gewissen heiteren Gelassenheit. Das Tempo nicht zu schnell, dafür aber wurde jedem Ton der sehr transparent klingenden Partitur höchste Aufmerksamkeit durch die Musiker zuteil.

Danach betrat Trifonov die Bühne, setzte sich an den Flügel und begeisterte gleich mit den berühmten Akkordschlägen, die in Tschaikowskys Klavierkonzert das von den Hörnern initialisierte Eingangsthema begleiten. Trifonov, der 2011 den renommierten Tschaikowsky-Preis in Moskau gewann, kennt keine Unsicherheit, keine Scheu. Sein Spiel wirkt beinahe schon beängstigend souverän.

Völlig unangestrengt feuert er die gefürchteten Doppeloktaven des Konzertes ab. Dabei bewältigt er die technischen Hürden nicht nur, sondern bindet die Fülle der Töne immer in die musikalische Phrase ein, selbst, wenn er das Tempo extrem anzieht, sei es in den Anfangs-Akkorden, den rasanten Läufen im Mittelteil des Andantes oder im kraftraubenden Finale. Dabei erweist sich sein Spiel als höchst sensibel gegenüber der Partitur. Mit Gergiev stand ihm freilich ein Dirigent zur Seite, der sehr genau auf den jungen Pianisten zu reagieren wusste.

Russische Werke, die fesselten

Trifonov ist, auch wenn es seine makellose Technik mitunter nahe legen könnte, alles andere als ein Klavier-Roboter. Das spürte man nicht zuletzt in den vom Publikum durch heftige Applausstürme eingeforderten zugegebenen Stücken, Chopins "Grande Valse Brillante" und der von Sergej Rachmaninow bearbeiteten Bach'schen Gavotte.

Nach den russischen Klassikern folgten zwei weniger bekannte Werke des russischen Repertoires, die deshalb nicht weniger fesselten. In Nikolai Rimski-Korsakows Suite aus der Oper "Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch und der Jungfrau Fevronia" begeisterten Gergiev und die Wiener Philharmoniker mit den reizvollen orchestralen Effekten, die der russische Klangmagier in die Partitur hinein komponiert hat.

Mit dem Schlussstück, Rodion Schtschedrins Konzert für Orchester Nr. 1 mit dem Untertitel "Übermütige Tschastuschki", endete der Abend im wörtlichen Sinne sehr pointiert. Tschastuschki nämlich sind nichts anderes als kurze Spottverse, deren Humor sich durchaus in der Musik Schtschedrins wieder findet. Die Kontrabässe führen hier mit einer fast omnipräsenten Walking-Bass-Figur durch das Stück, das mit allerlei rhythmischen, melodiösen und instrumentalen Scherzen aufwartet. Die Glissando-Effekte der Geigen zählen ebenso dazu wie etwa das klanglich verfremdete Klavier. Vor allem aber ist das Stück auch fürs Publikum ein Riesenspaß. Ein bisschen, als sei es die Antwort auf Leonard Bernsteins sinfonische Tänze aus der West Side Story.

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