Wielands Katastrophennovelle in der Pathologie

Als vor undenklichen Jahren ein Komet die Erde streifte und auf dem südamerikanischen Kontinent alles Leben in einer Sintflut versank, nahm die mexikanische Sage von "Koxkox und Kikequetzel" ihren Ursprung.

Wielands Katastrophennovelle in der Pathologie
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Bonn. Als vor undenklichen Jahren ein Komet die Erde streifte und auf dem südamerikanischen Kontinent alles Leben in einer Sintflut versank, nahm die mexikanische Sage von "Koxkox und Kikequetzel" ihren Ursprung.

Aufgeschrieben vom Dichter Christoph Martin Wieland (1733-1813), der sich dabei seinerseits auf die Erzählung eines einheimischen Philosophen beruft. Zwar lässt sich dessen Name kaum aussprechen, geschweige denn behalten. Doch so oder so ist Wielands Katastrophennovelle ein kleines ironisches Meisterwerk und feierte jetzt als szenische Lesung mit Inga Eickmann und Thomas Franke Premiere in der "Pathologie".

Von den angekündigten "frivolen Luziditäten" lässt sich zu Beginn noch nichts ahnen. Koxkox, so will es die Sage, glaubt sich als einziger der Katastrophe entronnen. Ein Naturbursche durch und durch, von keinerlei Erkenntnis belastet. Praktisch auf einer Stufe mit seinem Papagei Kikequetzel. Bis diesen sein Schicksal ereilt. Und bis Koxkox unter einem Rosenstrauch die schlafende Gefährtin findet: ein Geschöpf von vollkommener Schönheit und Unschuld, zu der der so unmelodische Name Kikequetzel nie ganz passen will.

Weil diese Geschichte nun aber eine Farce ist, wird sie sich daran gewöhnen müssen.Während sie zusammen mit Koxkox die Liebe entdeckt: vom ersten gegenseitigen Rausch, ganz der Natur ergeben, bis zur genügsamen Zweisamkeit und der Sicherheit einer eigenen Familie. Bis zu dem Tag jedenfalls, als Kikequetzel sich verläuft und somit endgültig aus ihrem naiven Paradies vertrieben wird.

Eickmann und Franke illustrieren die Legende über Wert und Bestand menschlicher Gefühle auf originelle Art. In dezent-ironischem Vortragstil lassen sie der Schönheit von Wielands Sprache Raum, präsentieren die mexikanischen Körperwelten anhand von Barbiepuppen, samt entsprechender Geräuschkulisse vom Band.

Wer also bereit ist, ihnen auf den Spuren von Koxkox und Kikequetzel zu folgen, erlebt einen ausgesprochen amüsanten Abend und kann sich trösten, dass Beziehungen schon immer problematisch waren.

Samstagabend, 17. Juli, 20 Uhr. Weitere Vorstellungen am 6., 7., 13., 14., 27. und 28. August. Karten unter (02 28) 22 23 58.

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