Jazzchor der Uni Bonn im Konzert Weniger Pop, dafür mehr Porter

Auf Spurensuche: Der Jazzchor der Universität Bonn will beim Konzert in der Aula seinem Namen gerecht werden. Die Höhepunkte bleiben aber dem Pop vorbehalten.

Nomen est omen. Der Name ist ein Zeichen. Das hat auch der Jazzchor der Universität Bonn bemerkt: Das studentische Ensemble hat sich unter der Leitung von Jan-Hendrik Herrmann zuletzt vor allem im A-cappella-Mainstream getummelt, hat Volkslieder und traumhafte Balladen interpretiert und mit einer exzellenten Intonation zu überzeugen gewusst. Um den echten Jazz, der jenseits angeswingter Lieder geduldig wartet, hat der Chor aber einen Bogen gemacht.

Bei dem Semesterabschlusskonzert in der Aula der Uni sollte sich dies nun ändern. Etwas weniger Pop, dafür etwas mehr Gershwin und Porter. Ein guter Ansatz.

Vor allem in der zweiten Hälfte des Konzerts brillierte der Jazzchor. „Night and Day“, das im selben Arrangement schon vor mehr als zehn Jahren im Repertoire war, setzten die 50 Sängerinnen und Sänger bravourös um, und auch die durch Frank Sinatra berühmte Broadway-Nummer „Almost Like Being In Love“ überzeugte mit elegantem Schwung. Klasse! Leider ließ sich das nicht über die zusammengestückelte Gershwin-Trinität aus „Nice Work If You Can Get It“, „Someone To Watch Over Me“ und „I Got Rhythm“ sagen: Alles war zu brav, zu steif, zu gefällig, ohne Energie und Druck. Endtöne zogen sich wie Kaugummi, Soli verschwanden aufgrund mangelnder Mikrofonunterstützung (gerade in der Aula unabdingbar) – und die oftmals abrupten Wechsel in der Dynamik, die Herrmann auch in anderen Stücken immer wieder bemühte und die jeglichen Fluss zerstörten, halfen ebenfalls nicht weiter.

Ohnehin wirkte das Dirigat mitunter inkonsequent; warum etwa bei „Fever“ erst das Schnipsen und dann auch die gesungenen Hi-Hat-Sounds verklingen mussten und so der für das Stück essenzielle treibende Rhythmus abgeschnitten wurde, erschloss sich nicht. So blieben die Höhepunkte letztlich doch wieder dem Pop vorbehalten. Ein Lady-Gaga-Medley, das ein wenig mehr Lautstärke verdient hätte, läutete fulminant die Pause ein, aus der der Chor sich mit dem überragenden „Royals“ zurückmeldete. Knackig, frisch und herrlich groovend erwies sich dieser Titel als absolute Meisterleistung.

Mit Michael Jacksons „Black Or White“ und „Teardrops“ von Massive Attack folgten weitere Hits, die zeigten, auf welch hohem Niveau der Jazzchor agieren kann. Wenn er will. Und richtig angeleitet wird. Bleibt nur zu hoffen, dass das Ensemble die Suche nach den eigenen Wurzeln fortsetzt. Und dabei auch den Jazz im Namen wiederfindet.

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