Weiter mit Weise

Kommentar

Das dritte Jahr einer Intendanz, meinen die Leute vom Theaterfach, ist immer das entscheidende. Im dritten Jahr zeigt sich, ob man beim Publikum angekommen ist, ob man, wie es Bonns Generalintendant Klaus Weise sagt, "aus Zuschauern unser Publikum" machen kann. Das scheint zu gelingen. Die Spielstätten von Oper und Schauspiel sind gut gefüllt, die Inszenierungen können sich sehen lassen, derzeit reiht sich gar ein Erfolgsstück ans nächste.

Entscheidend ist aufm Platz, heißt es in einleuchtender Schlichtheit bei den Fußballern. Entscheidend ist auf der Bühne. Und mit gutem Recht sucht Klaus Weise die Entscheidung über Bonns Theaterzukunft - und auch über seinen Vertrag - eben dort.

Da spricht alles für ihn, der mit erheblich weniger Geld als zu Beilharz-Zeiten nach Anlaufschwierigkeiten und Anfangs-Fehleinschätzungen - die Verpflichtung von Kresniks Choreographischem Theater gehört dazu - jetzt bemerkenswert gutes Theater macht.

Es ist an der Zeit, dass sich die Stadt, die sich hinter dem geschlossenen Vorhang einer so genannten Kulturkommission versteckt, zu ihrem Intendanten bekennt. Was derzeit geschieht, hat in Bonn schlechte Tradition; in Stilfragen hat man sich noch nie sonderlich hervorgetan.

Manfred Beilharz wurde mit Halbherzigkeiten so lange hingehalten, bis er entnervt in die bessere Wiesbadener Zukunft entschwand. Der Unterschied zu heute: Beilharz wollte den Sparkurs der Stadt nicht mitmachen, Weise sieht das derzeit bis zu gewissen Grenzen zweifellos moderater.

Bei allen Struktur- und Spardebatten: Eine Vertragsverlängerung mit Klaus Weise ist der richtige Weg, um für Stabilität in der Bonner Theaterszene zu sorgen. Wobei es nicht minder wichtig ist, das kulturelle Profil Bonns dadurch zu schärfen, dass Weise mit einem starken Generalmusikdirektor zusammenarbeit, der auch in der Oper präsent ist und mitbestimmt.

Eine eher dilettantische Informationspolitik führt momentan dazu, dass die Stadt bundesweit in Verruf gerät, ihre Kultur niederzumachen. Nettigkeiten sind da nicht zu lesen. Was verständlich ist, denn wer sich mit geschwellter Brust als UN- und Beethovenstadt präsentieren will, kann nicht für eine Kulturwüste sorgen, in die er dann ein Festspielhaus platziert.

Was heißen will: Alle Bemühungen um diesen neuen Leuchtturm der Bonner Kultur laufen gründlich ins Leere, wenn das Umfeld nicht mehr stimmt. Der Sponsor muss erst noch gefunden sein, der kulturell in Bonn investiert, wenn die Stadt im gleichen Atemzug ordentlich abbaut. Schon deshalb: Die Verlängerung des Weise-Vertrages wäre ein Zeichen dafür, dass die Bonner Politik in Sachen Kultur auf Qualität setzt.

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