Konträre Meinungen Warum Bonn eine Oper braucht

BONN · Es wird eng für die Bonner Oper. Das bekam am Mittwochabend selbst beim von der Godesberger FDP ausgerichteten "Liberalen Talk im Atelier" Bonns Opernfreunde-Chef Ferdinand Kösters zu spüren.

 Stimme der Opernfreunde: Ferdinand Kösters.

Stimme der Opernfreunde: Ferdinand Kösters.

Foto: Horst Müller

Spätestens, als ein Zuhörer die provokante Frage einwarf, warum Bonn überhaupt noch einen Opernbetrieb unterhalten müsse. "Also ich bin da noch nie hingegangen. Aus meiner Sicht können die die Oper sofort zumachen." Er als Kleinunternehmer müsse in der aktuellen Finanzlage auch schauen, wo er bleibe.

Da helfe keine Stadt, so der Mann frank und frei. Dabei hatte Kösters, der ehemalige Referent in der Kultur- und Sportabteilung des Bundesinnenministeriums, hier auf der silbernen Talk-Couch noch nicht einmal die jüngste Entwicklung des Tages rausgelassen: dass er sich gerade erst selbst "ausdrücklich von der im Köln-Bonner-Musikkalender verwendeten Wortwahl" seines Opernfreunde-Kollegen Gunter Duvenbeck distanzieren musste.

Wie berichtet, hatte Duvenbeck in der direkten Auseinandersetzung von Sport und Kultur um städtische Gelder die Protestbewegung der Sportseite in die totalitäre Ecke gestellt. Eskalation war jedoch das letzte, was Ferdinand Kösters an diesem Abend wollte. Fast defensiv mit verschränkten Armen allein auf der Couch, arbeitete er sich lieber an den ebenso am Mittwoch stattgefundenen direkten Verhandlungen der Bonner und Kölner Stadtspitzen über eine Opernfusion ab.

"Jürgen Nimptsch träumt von einer Fusion. Dabei sind doch bundesweit bisher alle solchen Projekte gescheitert", schoss sich Kösters auf den Oberbürgermeister ein. Lege man beide Opernhäuser zusammen, fiele Bonn sicher nur noch die Rolle eines "Abstecher-Spielorts" zu.

Schaffe die UN-Stadt ihre Oper aber ganz ab, dann werde dies ohne Zweifel nicht nur irreparable Folgen für den Kulturstandort haben, sondern auch für die Gastronomie, Hotellerie und das Dienstleistungsgewerbe. "Außerdem wäre dann die Existenz des Beethoven Orchesters, das allein ohne die Oper nicht bestehen kann, hochgradig gefährdet", betonte der Opernfreunde-Chef.

Eine Konzertkultur allein könnte das international hoch angesehene Ensemble nicht retten: Denn auf jährlich 120 Einsätze des Beethoven Orchesters fielen ganze 80 auf Inszenierungen der Oper, rechnete Kösters vor. Womit er auch Rückenwind vom Gros der Besucher fand: "Die Kultur muss insgesamt zusammenhalten.

Auch die Godesberger Kammerspiele müssen bleiben" und "Für eine UN-Stadt ist die Oper auch ein wirtschaftlicher Faktor" hießen Argumente. Ein Musiktheater könne man nicht auf Leihbasis betreiben, da müssten professionelle Kräfte ran und keine Ehrenamtler, mit denen sich die Sportvereine helfen könnten, wagte sich Kösters dann doch aufs aktuelle Schlachtfeld mit dem Sport.

Wobei er ausdrücklich deeskalierend formulierte: "Die Diskussion ist leider ausgeartet. Wir sollten nicht mit dem Finger auf den anderen zeigen. Da hat eine Kannibalisierung stattgefunden", bedauerte er.

Er als Betriebwirtschaftler frage sich aber, warum die Oper ihre Finanzprobleme nicht wie etwa die Musicalbranche auf privatwirtschaftliche Weise zu dämmen versuche, warf ein Mann ein. "Es geht doch darum: Wie kann ich meine Einnahmen steigern? Durch eine höhere Schlagzahl, durch mehr Produktionen?". Kunst dürfe man ausdrücklich nicht vermarkten wollen, wehrten sich Kösters und das Gros der Zuhörer.

Vielleicht habe man dann ja bundesweit zu viele Opern, insistierte der Mann. Dann müsse der Bürger eben mehr für seine Opernkarte zahlen, meinte ein anderer. Oder eben an andere Spielorte wechseln. "Köln ist für mich nicht zu weit weg."

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