Pantheon WDR-Kabarettfest präsentierte eine starke Truppe

BONN · Besser geht's kaum: Dank herausragender Gäste ist das 87. WDR-Kabarettfest seinem Namen mehr als gerecht geworden, hat ein Feuerwerk bissiger Pointen abgebrannt und ein Applausometer, so es denn vor Ort gewesen wäre, wahrscheinlich zum Explodieren gebracht.

 Fest der Satire: (von links) Matthias Deutschmann, Severin Groebner, die Feisten (Rainer Schacht und Mathias Zeh) sowie Torsten Sträter und Tobias Mann.

Fest der Satire: (von links) Matthias Deutschmann, Severin Groebner, die Feisten (Rainer Schacht und Mathias Zeh) sowie Torsten Sträter und Tobias Mann.

Foto: Thomas Kölsch

Zwei Vorleser (von denen einer kaum zu seinen Texten kam), ein gnadenloser Polit-Kabarettist sowie ein minimalistisches Musik-Duo mit großer Wirkung haben das Publikum im Pantheon in Verzückung versetzt. Moderiert von Dauergrinser Tobias Mann, dessen politische Betrachtungen von Mal zu Mal an Kontur und Qualität gewinnen, attackierten die Akteure genüsslich die Lachmuskeln - und das erfreulicherweise, ohne auch nur einmal in die Peinlichkeit abzugleiten.

An vorderster Front focht Torsten Sträter mit den Lebensweisheiten von "Cotton-Eye Joe" gegen Über-Technisierung, Schweizer Süßwarenpreise und die Zappeleien des Sohnemanns. Entgegen des sonst üblichen Lesegewitters sprach der Poetry-Slammer aber diesmal frei heraus, von der Begeisterung des Publikums zu neuen Höchstleistungen angestachelt.

Da wurden Kurznachrichten per Überweisung verschickt und Errungenschaften der Technik kritisch beäugt, wird der "Herr der Ringe" als Diashow gezeigt, die Fantasie durch Spielzeugloks bemüht und ein Schokoholiker-Schub befriedigt. Tatsächlich lesend präsentierte sich dagegen Severin Groebner: Der Österreicher setzte auf absurde Texte über Therapeutenbesuche und von Roman Polanski inspirierte Filmskripte auf neun Pfoten - als einstudierte Szenerie hätte derartiges längst nicht so gut funktioniert. Ein mäßig gesungenes Lied mit bitterbösem, brillantem Text ("Ich mach nur Urlaub in einer Diktatur") setzte einen gelungenen Schlusspunkt.

Matthias Deutschmann, ausnahmsweise ohne Cello, analysierte lakonisch die vom Ausland aufgepfropfte Rolle Deutschlands in der Welt ("Wir sind zur Dominanz verdammt"). Für die musikalische Untermalung des Abends sorgte schließlich das Duo "Die Feisten" ("Ganz schön feist" minus eins). Comedy-Liedgut vom Feinsten.

Ausstrahlung: Samstag, 19. April, 15.05 Uhr auf WDR 5

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