Veranstaltungsort Harmonie Von Endenich in die Welt
BONN · Viele Konzertveranstalter, Radio- und Fernsehsender nutzen die einmaligen Bedingungen im Saal der Harmonie. Auch Besucher von außerhalb Deutschlands werden von der hochwertigen technischen Ausrüstung und dem schönen Saal angezogen. Wie ein US-Amerikaner, der eigens für ein Harmonie-Konzert nach Bonn anreiste.
Der Anruf kam aus den USA. Ob man ihm bitte an der Kasse eine Karte für das Konzert der britischen Progressive-Rock-Gruppe Camel zurücklegen könnte. "Das haben wir getan, aber wir waren nicht sicher, ob uns da einer veräppeln wollte und haben an dem Abend gespannt auf den Mann gewartet", sagt Wolfgang "Kolli" Koll. Tatsächlich kam der Mann aus Washington - eigens für eines der seltenen Konzerte der Band, das einzige, das sie auf der letzten Tour 2003 in Deutschland spielten. Nach dem Konzert ging es direkt wieder nach Frankfurt und per Flug heim in die USA.
Koll schüttelt den Kopf. In seiner Branche hat es der 54-Jährige mit so manchen Musikverrückten zu tun. Aber den Mann aus den Vereinigten Staaten werde er wohl nie vergessen. Seit fast 20 Jahren betreibt er gemeinsam mit Bert Jakwerth (51) und Josef "Juppi" Schnorbus (56) die Traditionskneipe, die heute eine Institution in Bonn ist. Bis zu 150 Veranstaltungen pro Jahr werden in Endenich im Schnitt von rund 40 000 Gästen besucht.
Die Geschichte geht bis ins Jahr 1899 zurück, als Johann Radermacher an der Frongasse das Bonner Caféhaus eröffnete, aus dem in den 1920er Jahren die Harmonie hervorging und sich schnell zu einem beliebten Tanzhaus entwickelte. Nachdem das Traditionslokal mehr als 70 Jahre von der Familie Fassbender als gut bürgerliche Gaststätte geführt wurde, übernahmen Jakwerth, Koll und Schnorbus 1994 das Haus im Herzen Endenichs.
Das Besondere an dem Konzept der Drei: die Verbindung von gemütlicher Gaststätte mit solider Küche und Veranstaltungsort, den etliche Konzertveranstalter nutzen. Denn neben eigenen Konzerten wird der Saal, der vor etwa zehn Jahren aufwendig saniert und umgebaut wurde, auch Konzertveranstalter wie Manuel Banha (2getherconcert), der vor allem Worldmusik, lateinamerikanische Künstler und Jazz auf die Bühne bringt, oder Ernst-Ludwig Hartz, Veranstalter der Open Air-Reihe Kunst!Rasen. Aber auch Jürgen Both (Rock Times Production) oder der Verein jazzinconcert, das Beethovenfest und das Schumannfest nutzen die Räume in der Harmonie.
"Einzige Bedingung ist Qualität", sagt Koll, der im Trio für das Programm zuständig ist. Jakwerth ist fürs Personal und das Tagesgeschäft verantwortlich, Schnorbus für die Technik und die Buchhaltung.
Peter Sommer erklärt, warum die Harmonie als Konzertsaal gefragt ist: "Die Harmonie ist einer der wenigen Clubs, die eine sensationelle technische Ausrüstung haben, ein wunderschöner Saal", sagt der Redaktionsleiter des WDR-Rockpalast. "Ideale Voraussetzungen. Wenn ich's mir überlege, gibt es so was gar nicht mehr."
Auch andere Fernseh- und Radioanstalten sehen das so und senden europaweit über 3sat, WDR, arte, Deutschlandfunk und ARD EinsFestival. Und so kommt es dann zu einem solch schönen Mix an Gästen: Rebecca Bakken, Diana Krall und Arlo Guthrie waren hier und Nina Hagen, Archie Shepp, Helge Schneider - und einst Studentenführer Rudi Dutschke.
