Viele Stars und noch mehr Nachwuchs

Das Bonner Beethovenfest setzt in diesem Jahr auf große Namen wie Mehta, Gardiner und Haitink, gibt aber auch jungen Künstlern die Chance, sich neben der Prominenz zu behaupten

Bonn. Am 12. März will Intendant Franz Willnauer das Programm des Internationalen Beethovenfests 2002 bekanntgeben. Viel zu spät, um im Kulturtourismus noch eine Rolle zu spielen, sagen die Kritiker.

Gleichwohl: Viele Geheimnisse wird Willnauer im März nicht mehr verraten können. Auswärtige Veranstalter haben die Kooperations-Termine mit dem Bonner Festival bereits veröffentlicht, und im Internet lassen sich weitere Hinweise finden - aparterweise auch beim derzeit noch rudimentären Internet-Angebot des Beethovenfests.

Auf eines müssen sich die Bonner Musikfreunde auf jeden Fall einrichten: Das Beethovenfest wird in diesem Jahr - dem Gedenkjahr zu Beethovens 175. Todestag (26. März 1827) - extrem lang, es dauert mehr als vier Wochen, vom 7. September bis zum 6. Oktober. Das Motto hat man sich bei Grillparzer und dessen Rede am Grabe Beethovens geholt: "Nicht verloren habt ihr ihn, ihr habt ihn gewonnen."

Die "unverminderte Nachwirkung von Beethovens Schaffen bis in unsere Gegenwart" will deshalb das Festival in diesem Jahr zeigen. Im Mittelpunkt stehen - neben den Kompositionen Beethovens - fünf Uraufführungen von Werken zeitgenössischer Komponisten. Eine davon ist das Klavierkonzert von Pascal Dusapin, den Bonnern schon durch seine Oper "Medeamaterial" bekannt. Prominente Geburtshelfer für die Dusapin-Neuheit stehen bereit: der britische Pianist Ian Pace und das Orchestre de Paris unter der Leitung von Christoph Eschenbach.

Das Orchestre de Paris ist natürlich nicht das einzige Spitzenorchester, das zum diesjährigen Beethovenfest kommt. Angekündigt sind auch das Israel Philharmonic Orchestra unter Zubin Mehta und die Sächsische Staatskapelle Dresden unter Bernard Haitink. Die Sachsen geben zudem eines der Gastkonzerte des Bonner Festivals im neuen Dortmunder Konzerthaus. Ebenfalls in Dortmund - und natürlich auch in Bonn - gastiert das Münchener Kammerorchester unter Christoph Poppen mit einer konzertanten Aufführung von Mozarts "Titus". Die Solisten: Deon van der Walt (Tito), Krassimira Stoyanova (Vitellia), Stella Doufexis (Sesto), Sibylla Rubens (Servilia), Katalin Halmai (Annio) und Istvan Kovacs (Publio).

Zentralwerke Beethovens sollen zum Beethovenfest in examplarischen Interpretationen angeboten werden: John Eliot Gardiner dirigiert die "Missa Solemnis", Helmuth Rilling und das Ensemble des Europäischen Musikfests Stuttgart kommen mit einer konzertanten Aufführung des "Fidelio". Beethovens Streichquartette sind mit dem Juilliard Quartet zu hören, das sich derzeit auf einen Beethoven-Zyklus vorbereitet.

Ein zweiter Schwerpunkt des Beethovenfests kann nach den Vorstellungen von Franz Willnauer mit dem Stichwort "Jugend" umrissen werden. "Das Programm", so heißt es beim Festival, "wird durch einen starken Anteil von Nachwuchsmusikern geprägt, die sich neben prominenten Ensembles und internationalen Stars bewähren müssen." Ein besonders apartes Projekt steht dabei in der ersten Festivalhälfte an: die zyklische Aufführung der 32 Klaviersonaten Beethovens durch acht Erste Preisträger internationaler Klavierwettbewerbe.

Die Deutsche Welle als einer der Medienpartner des Beethovenfests setzt ihre 2001 Jahr gestartete Initiative fort: Sie lädt ein herausragendes Nachwuchsorchester ein und vergibt zugleich einen Kompositionsauftrag in dessen Herkunftsland. In diesem Jahr wird es die Türkei sein mit dem Orchester des Staatlichen Konservatoriums der Universität Istanbul.

Und noch ein ganz spezielles Highlight: Evelyn Glennie, die "First Lady des Schlagzeugs", kündigt auf ihrer Internet-Seite zwei Auftritte beim Bonner Beethovenfest an, am 24. und 25. September. Die britische Schlagzeugerin ist seit ihrer Kindheit hochgradig hörgeschädigt, gleichwohl machte sie eine spektakuläre internationale Karriere.

Lesen Sie dazu auch "Erst einmal die eigenen Säle füllen"

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