Theater-Umfrage in NRW Viel Breite, wenig Spitze - Gute Ausbeute für die Bonner Oper

BONN · Abschiedsstimmung im Opernland NRW: Stefan Soltesz hört am Aalto-Theater auf, damit gehe eine Ära in NRW zu Ende, und die Zukunft in Essen sei ungewiss, meint ein Kritiker; und in Bonn verlässt Generalintendant Klaus Weise die Bühne, nicht bevor er im Endspurt "Achtungserfolge" erzielte, meint ein anderer Kritiker.

 Szene aus Klaus Weises Inszenierung von Hindemiths Einakter-Triptychon ("Das Nusch-Nuschi").

Szene aus Klaus Weises Inszenierung von Hindemiths Einakter-Triptychon ("Das Nusch-Nuschi").

Foto: Thilo Beu

Acht Vertreter dieser Zunft haben für die "Welt am Sonntag" die abgelaufene Opernsaison in NRW Revue passieren lassen und die traditionelle Umfrage mit ihren Voten bestückt. Während Bonn bei der zuvor erschienenen Theater-Umfrage erschreckend schlecht abschnitt und Köln Körbeweise Lorbeeren einfuhr, nivelliert sich das Bild beim Blick auf die Opernproduktionen der Saison.

Wobei auch hier Köln bei den besten Inszenierungen insgesamt die Nase vorn hat: Jeweils zwei Nennungen erhielten die Kölner Produktionen von Puccinis "Trittico" in der Regie von Sabine Hartmannshenn, Eva-Maria Höckmayr und Gabriele Rech und von Schrekers "Die Gezeichneten" (Patrick Kinmonth).

Klaus Weises Bonner Hindemith-Inszenierung und der Bonner "Tristan" (Vera Nemirova) erhielten je eine Nominierung. Gut schnitten die Bonner in der Sparte "Beste Inszenierung (Stück nach 1945)" ab: Für die Uraufführung von "Nocturno" von Georg Friedrich Haas durch Florian Lutz gab es Lob.

"Beste Sängerinnen" sind unter anderen zwei "Bonnerinnen", Dara Hobbs als Isolde und Ruth Weber in "Nocturno", sowie Jacquelyn Wagner, die die Suor Angelica im Kölner "Trittico" sang. Bei den "besten Sängern" schnitt der Kölner "Parsifal" Marco Jentzsch gut ab, Mark Morouse, der den Kurwenal im Bonner "Tristan" gab, erhielt eine Nennung. Auch beim punktet Bonn: David Pichlmaier ("Nocturno"), Nadja Stefanoff ("Norma") und Tamás Tarjányi ("Il barbiere di Siviglia") fielen den NRW-Kritikern auf.

Ein fast einhelliges Votum beim "besten Dirigenten": Der heißt Stefan Soltesz, mit seinen Essener Philharmonikern hat er begeistert. Das "Beste Opernhaus" steht mit gerade einmal drei Nennungen in Köln. Absolute Einigkeit beim Urteil über den "Reinfall der Saison": Das waren der Düsseldorfer "Tannhäuser" und das miserable Krisenmanagement der Intendanz. Auch die Einstellung der Reihe "Bonn Chance" gilt als "Reinfall". Fazit der Umfrage: Viel Breite, wenig Spitze, Spardruck allerorten, ein durchwachsener Jahrgang.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort