Theater im Ballsaal Verein "Ausbildung statt Abschiebung" führt Pilotprojekt auf

ENDENICH · "Ich heiße Maruyeh Kiani. Ich komme aus dem Iran. Ich bin 18 Jahre alt, und ich mag Deutschland. Ein persisches Sprichwort sagt: Wo dein Teppich ist, da ist dein Zuhause." So stellte sich eine der Jugendlichen bei der Präsentation des Pilotprojektes "Aufbrüche" im Theater im Ballsaal in Endenich vor.

 Theater mit Pappkartons: Auch das gehörte zu der Aufführung der jugendlichen Flüchtlinge.

Theater mit Pappkartons: Auch das gehörte zu der Aufführung der jugendlichen Flüchtlinge.

Foto: Barbara Frommann

Das Projekt mit jugendlichen Flüchtlingen aus aller Welt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Kulturelle Bildung soll das Selbstbewusstsein und die sozialen Fähigkeiten junger Menschen stärken. Sie soll helfen, unabhängige Standpunkte zu entwickeln und einen eigenen Weg zu gehen. Gerade für Jugendliche, die allein aus Ländern, wie Afghanistan, Kongo, Irak oder Angola geflüchtet sind und ohne Verwandte hier stranden, ist es allerdings nicht einfach einen passenden Platz in der Gesellschaft zu finden und realistische Zukunftsperspektiven zu entwickeln, berichtet Bettina Marugg aus dem Fringe Ensemble.

Sie hat mit den Jugendlichen künstlerisch an der Performance gearbeitet. "Als wir die Jugendlichen gefragt haben: Was wollt ihr werden? Da kam erst einmal sehr wenig, denn für die meisten ist der Alltag in Deutschland schon genug Herausforderung", berichtet sie. Und dennoch sei sie begeistert von den Teilnehmern. "Sie haben eine unglaubliche Vitalität und Energie. Sie möchten hier ankommen, fröhlich sein und in die Zukunft schauen." Für viele hat das Projekt bereits jetzt dazu beigetragen.

Sarah Ben Mansour vom Verein Ausbildung statt Abschiebung (AsA) ist als Sozialpädagogin bereits seit langem in Kontakt mit Flüchtlingen. Sie hat die Arbeit pädagogisch begleitet. Das Eindrucksvollste für sie war, "zu sehen, wie die Jugendlichen sich in ihrem Selbstbewusstsein und in ihrer Präsenz auf der Bühne entwickelt haben".

Die Freude, sich zu bewegen, gesehen zu werden und sich in allerlei Posen zu präsentieren, blieb auch dem begeisterten Publikum nicht verborgen. Gespannt verfolgte es die halbstündige Performance aus Videoinstallation, Theater mit Pappkartons und Tanz. Eine eigene Zukunftsperspektive der Jugendlichen war für die Zuschauer zwar noch nicht erkennbar, aber der unbedingte Wille da zu sein und einen Platz - nicht nur auf der Bühne - einzunehmen war unübersehbar.

Die Träger des Projektes, neben AsA und dem Theater im Ballhaus gehören das Katholische Bildungswerk Bonn und die Jugendakademie Walberberg dazu, planen weitere Projekte mit den Flüchtlingen, die in einem Zustand zwischen Integration und Abschiebung versuchen, in Bonn Fuß zu fassen.

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