Und hatten die Post an Bord

Mit ihrem neunten Programm haben Fritz und Hermann wieder einmal "Oberwasser".

 Kult-Komiker: Norbert Alich (links) und Rainer Pause.

Kult-Komiker: Norbert Alich (links) und Rainer Pause.

Foto: Pantheon

Bonn. Wenn es in der Welt um sie herum mal wieder drunter und drüber geht, wenn alles aus den Fugen zu geraten droht - im Frühling die Darmkeime sprießen und im Sommer der Euro unter der griechischen Sonne dahinschmilzt - dann haben Fritz Litzmann (Rainer Pause) und Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich) so richtig schön Oberwasser.

Klingt gemein. Soll es auch sein. Handelt es sich doch bei dem inzwischen neunten Rundumschlag der streitbaren Lokalmatadoren um Kabarett in R(h)einkultur.

Es beginnt, wie es immer war: mit dem Intro von "The Final Countdown". Wobei final bei den beiden zum Glück in etwa so viel zu bedeuten hat wie die Beteuerungen des ehemaligen Verteidigungsministers, bei seiner Dissertation keineswegs böswillig der Versuchung des "Copy & Paste" erlegen zu sein. "Dass die deutschen Soldaten in Afghanistan unter Umständen glauben könnten, sich in einem Krieg zu befinden, das hat er aber selbst so gesagt."

Tickets Karten für den 20. bis 22. Juli, 28. bis 30. September sowie 2. und 8. Oktober in den Zweigstellen des General-Anzeigers und bei bonnticket.deDarauf legt Litzmann ausdrücklich Wert. Willkommen also zum politischen Teil eins dieses Abends, in dem Fritz und Hermann zeigen, wie gut gelaunt man sein kann, wenn man den Kopf trotz allem über Wasser hält. Und wie man beißende Satire mit gepflegtem Nonsens verbindet: "Wir würden den Griechen ja gerne den Gefallen tun, sie zu überfallen, um da alles in Ordnung zu bringen. Aber mit welchen Soldaten denn noch?"

Besteht am Ende der wahre Beitrag der Deutschen zum Pazifismus in der Welt darin, alle Waffen ins Ausland zu verkaufen, damit zu Hause keine mehr übrig sind? Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen. Man gebe diesen beiden eloquenten Kellerkindern Munition, und sie feuern aus allen Rohren, um im Bild zu bleiben.

Sei's drum: Ob nun im Krieg oder im Frieden, der Mensch, der was auf sich hält, ist unterwegs. Nur die Armen müssen schön daheim bleiben. Und die Niederländer? Schaffen es, das eine mit dem anderen zu verbinden und sind im Grunde ihres Herzens stets Mongolen geblieben. Wohingegen die Chinesen lieber bleiben sollten, wo sie sind, sonst wird ganz Europa noch zur Reis-Plantage. "Alles unter Wasser, und wir müssen den ganzen Tag mit Gummistiefeln herumlaufen oder uns am Drachenfels festklammern."

Im zweiten Teil scheint das Pulver gelegentlich ein wenig verschossen. Doch inmitten Öko-Terror, Nesthockern und Rentenloch brilliert Fritz und Hermanns Hommage an den Elder Statesman Helmut Schmidt so wie im ersten Part Norbert Alichs beschwingte Merkel-Arie im sauberen Bassbariton. Und mit ihrem munteren Medley in wahrer Bombenstimmung setzen die beiden dem Abend herrlich abgedreht, wie man sie kennt, die Krone auf: "Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Post an Bord." Das schmettert der Seemann, solange er - na eben - Oberwasser hat.

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