Pantheon in der Halle Beuel: Theater auf der Sonnenseite von Bonn

Am 26. Oktober eröffnet das Pantheon sein neues Haus – in Beuel. Das Programm steht und folgt dem bewährten Motto der Gastgeber: „Alles wird neu, so wie's immer war“. Rainer Pause und Norbert Alich formulieren auf Plakaten ihr klares Bekenntnis zum rechtsrheinischen Standort.

Die einen zieht es zum Lachen in den Keller, die anderen gleich in die Walachei. Oder auf die Sonnenseite. „Die Plakate mit der Sonnenseite kommen in Beuel besser an“, sagt Harald Kirsch, Sprecher des alten und neuen Pantheon. Das neue Theater macht sich gerade in der Halle Beuel breit. Im Foyer hängen ein paar aktuelle Plakate mit den beiden Protagonisten des Pantheon. Rainer Pause und Norbert Alich kommentieren den Umzug aus dem Keller am Bundeskanzlerplatz in die rechtsrheinische Diaspora. Nach längerem Tauziehen war im Sommer der Weg freigeworden für die künftige Spielstätte in der Siegburger Straße (siehe auch www.ga.de /Pantheon).

„Zum Lachen in die Walachei“ steht auf einem Plakat. Oder, ganz zugespitzt: „Überirdisch“. Alle Motive eint ein kleiner Aufkleber mit dem Bekenntnis: „Ja, Beuel!“ Ausgerechnet Beuel. In ihren Programmen hatten sich die Kabarettisten immer wieder lustig gemacht über das andere Ufer, da fielen Begriffe wie „Preußen“ oder gar „Westsibirien“. Im Grunde aber ging es um Berlin – und um die Wunde, die Bonn mit dem Umzugsbeschluss vom 20. Juni 1991 zugefügt worden war. Der „Konflikt“ entwickelt sich im Pantheon-Keller über die Jahre zum Kult. Und Beuel wurde, weil rechts vom Rhein, quasi in Sippenhaft genommen.

Jetzt muss man sich irgendwie arrangieren. Mit selbstironischen Slogans, aber auch mit demonstrativer Aufbruchstimmung. Die komplette Neugestaltung der Halle steht im Sommer 2017 an, jetzt geht es darum, erst mal die Bespielbarkeit zu organisieren. Ein Provisorium, aha. War Bonn auch mal. Theaterleiter Rainer Pause versteht den Spaß, klar. Aber allzu lange will er sich mit solchen Scherzen heute nicht aufhalten. Denn schon am 26. Oktober geht die erste Veranstaltung über die Bühne, die aber noch nicht steht. Und für die Karnevalsrevue Pink Punk Pantheon sind bereits 7000 Karten verkauft. Das erhöht den Druck.

In der Ecke türmen sich Theaterstühle, Handwerker schrauben an der Elektrik, der Aufbau des Thekenbereichs will koordiniert werden. Das erinnert an alte Zeiten, an die Anfänge des Pantheon im Keller und, noch früher, an die ersten Gehversuche Bonner Kabarettisten, die in Altstadtkneipen auf Holzkisten spielten. Improvisation war immer Teil des Handwerks.

Martina Steimer, die künstlerische Leiterin, bleibt cool. „Die Halle wird in zwei Wochen keineswegs aussehen wie ein Provisorium“, sagt sie. Das hat es vor einer Woche nämlich auch nicht. Die Deutsche Sporthilfe hatte die Halle für eine Gala mit mehr als 500 Gästen angemietet und schön hergerichtet. Die „Generalprobe“ deutete das Potenzial des Standorts recht eindrucksvoll an. Zumal sich mit dem „industriellen Charme“ gestalterisch durchaus spielen lässt. Moderne Kultur in alten Anlagen liegt im Trend, wie E-Werk und Palladium in Köln oder die Turbinenhalle Oberhausen belegen.

Die Spannung steigt, auch bei den gebuchten Künstlern. Den Aufschlag macht der Saarländer Gerd Dudenhöffer am 26. Oktober. Er ist Wiederholungstäter, hat unzählige Male im Pantheon den Spießer Heinz Becker gegeben. „Ich habe vom neuen Haus noch nichts gesehen; da ich mich im Pantheon aber immer wie zu Hause gefühlt habe, bin davon überzeugt, positiv überrascht zu werden“, sagt der Kabarettist auf GA-Anfrage. Er spielt sein Programm „Vita. Chronik eines Stillstandes“. Und variiert damit einen Leitsatz, den Pause und Alich in ihren Paraderollen Fritz & Hermann einst punktgenau formuliert haben: „Alles wird neu, so wie's immer war.“

Der Bonner Kabarettist Dave Davis, dem der Prix Pantheon 2009 zum Senkrechtstart verhalf, hat sich für seinen Antrittsbesuch in Beuel (27. 10.) einiges vorgenommen. Eine Premiere muss es sein, denn: „Meine Premieren finden immer im Pantheon statt“, sagt er. Und er war sich stets sicher, dass die Bühne rechtzeitig stehen wird. „Das muss dort passieren, der OB hat bereits sein Kommen zugesagt“, verriet Davis unlängst in einem GA-Interview. „Blacko Mio!“ heißt das neue Programm. Vielleicht ist es das, was dem Künstler durch den Kopf gehen wird, wenn er zum ersten Mal auf Beueler Brettern steht.

Oder in der Pause das Programmheft für die Monate November und Dezember durchblättert. Format und Layout knüpfen nahtlos an die Zeiten im Bonn Center an. Die Namen der Künstler, die sich in den nächsten acht Wochen die Klinke der Halle Beuel in die Hand geben, klingen für Kabarettfreunde, die seit Jahren im Pantheon ein- und ausgehen, recht vertraut. Florian Schroeder ist dabei (10. 11.), Horst Schroth (11. / 12. 11.), Matthias Deutschmann (26. 11.) und Lars Reichow (1. 12.).

Für die niederländische Sangestruppe Rock4 (13. 11.) ändert sich allenfalls die Autobahnabfahrt. Die Bonner Fangemeinde bleibt ihnen treu – auf welcher Seite des Rheins auch immer. Frank Goosen (11. 12.) weiß das auch und kommt eigens aus Bochum rüber, Sebastian Pufpaff (22. 11.) aus Bad Honnef und Konrad Beikircher (13. 12.) aus Schweinheim. Denn irgendwie führen letztlich alle Wege nach Rom – nimmt man den Namen „Pantheon“ in diesem Fall mal wörtlich. Duftmarken setzen Neuentdeckungen wie Hazel Brugger (8. 11.) und Martin Zingsheim (2. 12.) – die beim Prix Pantheon einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.

Auch die vorübergehend Ausquartierten kehren nach ihrer Tournee durch befreundete Clubs und Theater (Harmonie & Brotfabrik) nach Hause zurück: Das gilt für Gerburg Jahnke und ihre „5 auf einen Streich“ (14.11), für Horst Evers und die Vorleser (23. 11.), für Tobias Mann, Gastgeber des WDR-Kabarettfestes (5. 12.), und den wissenschaftlichen Nachwuchs beim „Science Slam“ (15. 11.).

„Das Pantheon könnte auch in die nächste Sandkiste ziehen, ich würde mitgehen“, formuliert Timo Wopp seine Vorfreude auf das Gastspiel (4. 11.). Kollege Christoph Sieber (9. 11.) ergänzt: „Für mich war das Pantheon immer vor allem sein Publikum – dazu ein wenig Licht, ein guter Ton und ein nettes Team. Fertig.“ Andreas Rebers (5. 11.) bleibt lieber pragmatisch: „Ich hoffe auf eine bequeme Garderobe, WLan, eine gute Tasse Kaffee und ein kampferprobtes Publikum“.

Fehlen an dieser Stelle nur noch zwei, die den Tannenbaum in diesem Jahr wenigstens nicht mehr die Kellertreppe herunterschleifen müssen. Fritz und Hermann packen aus. Premiere feiert ihr Weihnachtsspecial am 18. November. Bevor alle Jahre wieder – das Lamento anhebt, dass die Feiertage dem Karneval in die Quere kommen. Deshalb haben sie's diesmal auch geschickter eingefädelt: Pink Punk Pantheon startet am 28. Dezember in die 34. Session. Weg mit dem Lametta, her mit dem Kölsch.

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