Marc Elsberg über zukünftige Verantwortung Taumeln in die Digitalisierung

Bonn · Zum Auftakt der Reihe "Futuread" spricht Bestseller-Autor Marc Elsberg über zukünftige Verantwortung.

 Marc Elsberg während der Lesung aus seinem Buch Zero.

Marc Elsberg während der Lesung aus seinem Buch Zero.

Foto: Benjamin Westhoff

Nur ein Tastendruck, schon erklingt bei der Heimkehr nach einem anstrengenden Arbeitstag angenehme Musik, das Licht wird gedimmt, die Raumtemperatur geregelt. Was an den Film "Zurück in die Zukunft" und die Abenteuer des Marty McFly erinnert, ist in der Design Gallery der Telekom längst Gegenwart. Ein Besuch in dieser Ausstellung modernster Technik in der Konzernzentrale lieferte am Dienstagabend das passende Intro zum Auftakt der Lesereihe "Futuread" von Telekom und General-Anzeiger.

Danach heißt es Bühne frei für Bestsellerautor Marc Elsberg (eigentlich Marcus Rafelsberger), der spannend über die Entstehungsgeschichte seiner Werke "Blackout" und "Zero" erzählte und anschließend mit dem Präsidenten des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Christoph Unger, und Christian Sachgau vom Konzernlagezentrum der Deutschen Telekom über die kritischen Punkte des digitalen Fortschritt diskutierte.

Das erschreckende Szenario: ein Stromausfall in ganz Deutschland. Die Infrastruktur, die alle Lebensbereiche durchzieht, erweist sich als überaus fragil. Je komplexer ein System, desto abhängiger ist es von seiner Stromversorgung. Fast schon paradox, dass Elsberg auf einem iPad aus seinen Büchern vorliest. "Wer hat noch ein batteriebetriebenes Radio?", fragt er die mehr als 200 Zuhörer. Und erst als er darauf hinweist, dass auch Autoradios mit Batterie betrieben werden, gehen mehr Hände in die Höhe. So weit die Informationsversorgung.

Tankstellen pumpen kein Benzin mehr, Supermärkte bleiben geschlossen. Die Wasserversorgung bricht zusammen. "Unsere Abhängigkeit vom Strom wächst", sagt Christoph Unger. Während sich Elsberg in seinem Thriller den Folgen einer solchen Katastrophe widmet, versucht Ungers Behörde Vorkehrungen zu treffen, um die Infrastruktur zu schützen.

Denn weit weg von der Realität seien Elsbergs Schilderungen nicht. Unger: "Die Zeiten werden unruhiger." Er nennt den Amoklauf in München oder den Stromausfall im Münsterland von 2005 als Beispiele. Gleichzeitig warnt Unger aber vor unnötiger Panikmache: Vielen sei nicht bewusst, wie reibungslos die Infrastruktur funktioniere.

Auch Elsberg will mit seinem Roman vor allem zum Nachdenken anregen: Resilienz ist dabei das Stichwort, also die Fähigkeit eines Systems, sich nach einer Störung wieder in den Anfangszustand zu versetzen. Eine Aufgabe für alle, meint Unger, denn der Bund könne Katastrophenhilfe nicht alleine auf die Beine stellen. Jeder einzelne sei gefragt, aber auch die Unternehmen. Wie Zusammenarbeit funktioniere, zeige die Warn-App "Nina", eine Kooperation mit der Telekom.

Wie gläsern sind wir? Diese Frage wirft Elsberg in seinem Roman "Zero" auf. Smartphones, Kundenkarten und das Internet geben kostbare Spuren ihrer Besitzer preis. Ein Ungleichgewicht in Sachen Transparenz zwischen Konzernen und Kunden, findet Elsberg. Ein "wichtiger Wettbewerbsvorteil" für einen Kommunikationsdienstleister, der Datensicherheit garantiere, konterte sieht Telekom-Vertreter Christian Sachgau.

Moderiert von GA-Redakteurin Sylvia Binner diskutierte das Publikum über den Balanceakt zwischen dem richtigen Maß an Vorsorge und der Überbewertung von Risiken. Einig waren sich fast alle: Über Digitalisierung und Katastrophenschutz muss weiter diskutiert werden. Gelegenheit dazu bieten auch die vier weiteren Futuread-Veranstaltungen.

Robert M. Sonntag liest am 6. September aus seinem Roman "Die Scanner". Einlass in der Zentrale der Telekom ist um 17.30 Uhr, ab 18 Uhr Lesung mit Diskussion. Anschließend besteht die Gelegenheit, die Telekom Design Gallery zu besuchen.

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