GMD-Suche Startschuss für die zweite Runde

Martin Schumacher stellte im Kulturausschuss das neue Findungsverfahren für die Blunier-Nachfolge vor

 Die Suche nach einem Nachfolger für Generalmusikdirektor Stefan Blunier beginnt von vorn. FOTO: HAGEN

Die Suche nach einem Nachfolger für Generalmusikdirektor Stefan Blunier beginnt von vorn. FOTO: HAGEN

Am vergangenen Montag hat sich unter dem Vorsitz von Kulturdezernent Martin Schumacher ein Beratungsgremium für die Suche eines Nachfolgers für den im August 2016 ausscheidenden Bonner Generalmusikdirektor (GMD) Stefan Blunier konstituiert. Von diesem Treffen berichtete Schumacher gestern Abend im Kulturausschuss, ohne mit einer Silbe auf die Umstände für das blamable Scheitern im ersten Anlauf des Findungsprozesses Ende Mai hinzuweisen.

Der Dezernent blickt demonstrativ nach vorn und setzt auf eine neue Struktur bei der Ermittlung eines Blunier-Nachfolgers. Im zweiten Anlauf soll es keine Findungskommission geben, sondern eine "Beratungsgruppe", die gemeinsam mit dem Dezernenten den neuen GMD findet. Die Köpfe des Gremiums sind Bernd Loebe, Intendant der Oper Frankfurt, der Dirigent Lothar Zagrosek, Vorsitzender des künstlerischen Beirats des Dirigentenforums des Deutschen Musikrats, der Bonner Generalintendant Bernhard Helmich, die Intendantin des Beethovenfests, Nike Wagner, Michael Horn, Direktor des Beethoven Orchesters, ferner die Orchestervorstände Hans-Joachim Büsching und Henning Groscurth.

Einige bekannte Namen sind darunter: Helmich und Wagner waren Mitglieder der ersten, gescheiterten Findungskommission, Loebe war 2013 in der Findungskommission für die Nachfolge von Generalintendant Klaus Weise, Zagrosek hat wiederholt in Bonn gastiert, war gerade mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg beim Beethovenfest zu erleben.

Beim ersten Treffen habe man sich auf das Verfahren geeinigt, berichtete Schumacher. Zunächst habe man das Anforderungsprofil "geschärft". Neu im Katalog ist "die klare Vision für die weitere Entwicklung des Beethoven Orchesters", die Betonung auf ein "stärkeres Miteinander von Opern- und Orchesterbereich", eine "deutliche Präsenz des GMD in der Stadt" sowie eine "Identifikation mit vollem Herzen".

Das neue Findungsverfahren sieht so aus: In der ersten Runde hat man eine Kandidatenliste von rund drei Dutzend zu einer Shortlist mit etwa einem Dutzend Dirigenten und einer "Reserveliste" reduziert. Schumacher wird jetzt die einzelnen Kandidaten ansprechen, um zu sondieren, ob sie nach Bonn wollen. In einem nächsten Schritt soll beraten werden, wer zu einem Probedirigat eingeladen wird. Vorgesehen sind je eine Konzertprobe und eine Opernvorstellung. "Probedirigate dienen dazu, dass die Kandidaten das Orchester und das Orchester die Kandidaten kennenlernen", erläuterte Schumacher.

Helmich, Horn, Wagner und Schumacher werden jedes Probedirigat besuchen, bei den übrigen Gremiumsmitgliedern werde das nur von Fall zu Fall gelingen. Nach den Vorstellungen der Kandidaten werde "das Orchester eine Meinungsbildung herbeiführen", wie der Dezernent in schönstem Amtsdeutsch erläuterte. Dieses Votum werde dann in der Beraterrunde diskutiert, die dann dem Kulturausschuss einen Vorschlag präsentiert. Über den Zeitrahmen dieser Gesamtprozedur sagte Schumacher nichts. Nach Bluniers Abschied kommt zunächst im Sommer 2016 Christof Prick für ein Jahr als Chefdirigent nach Bonn. Der neue GMD soll für die Saison 2017/2018 verpflichtet werden.

Weiterer Punkt im Kulturausschuss war die Vorstellung des in dieser Zeitung bereits präsentierten Konzepts für das Beethoven-Jubiläum 2020. Laut Schumacher beginne jetzt die "partizipative Phase": Am 30. September sollen sich die zehn Arbeitsgruppen, die Basis für "Beethoven 2020", konstituieren. Für sein Konzept erhielt Schumacher viel Lob. Bärbel Richter (SPD) zeigte sich indes "irritiert, dass das so spät kommt". Schumacher beruhigte die Ausschussmitglieder: Man liege gut in der Zeit, "in Wien hat sich noch keiner Gedanken gemacht".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort