Bonner Kammerchor in der Namen-Jesu-Kirche Spannung bis zur letzten Note

Bonn · Georg Hage heißt der Neue. Nach Peter Henn und Philipp Ahmann hat er nun die Leitung des Bonner Kammerchores übernommen, der zweifelsohne zu den chorischen Aushängeschildern der an guten Ensembles gewiss nicht armen Stadt Bonn gehört.

Henn hat den Chor in jahrelanger Arbeit zu einem überragenden Klangkörper geformt und ein solides Fundament geschaffen, auf das Ahmann aufbauen konnte. Mit Hage, unter anderem Kantor an der Aachener Annakirche, hat nun ein weiterer herausragender Chor-Dirigent seiner Generation die Leitung übernommen.

Das erste Konzert unter seinem Dirigat in der ungeheizten Namen-Jesu-Kirche zeigte, dass die Betriebstemperatur des Chores deutlich höher als die nahe dem Gefrierpunkt liegende Raumtemperatur lag. Hage hat ein natürliches Standing vor dem Chor, dirigiert unaufgeregt und mit sparsamer Gestik, wird als Dirigent merklich eins mit dem Bonner Kammerchor.

Im Zentrum des Konzertes stand als deutsche Erstaufführung die "Passion super Galli Cantu" des vor wenigen Tagen verstorbenen Vic Nees, ein ebenso dramatisches wie komplexes Werk, dessen dramatische dynamische Steigerungen beim Bonner Kammerchor ebenso nachhaltig ausgedeutet wurden wie subtile klangliche und rhythmische Schichtungen. Ein faszinierendes Werk, das man von der ersten bis zur letzten Note spannungsvoll vortrug.

Ruhig fließend und vor allem wortbezogen hatte Hage auch Motetten von Jakobus Gallus dirigiert, von denen die letzte - "Ecce quomodo" - explizit in Nees' Passion zitiert wird. Der Chor zeigte nicht nur hier, dass er bei alter Musik ebenso wie bei neuer, wie etwa Levente Gyöngyösis "Amor sanctus" oder Wolfgang Buchenbergs sphärischem "Von 55 Engeln behütet", den Spagat zwischen diesen sehr unterschiedlichen Werken schaffen konnte - um von den für dieses Ensemble quasi selbstverständlichen Tugenden wie einer sauberen Intonation und sprachlichen Klarheit einmal gar nicht zu reden.

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