"BOB am Rhein" Sonderkonzert mit Genova & Dimitrov und Konrad Beikircher

Bonn · Ach, wie ist es am Rhein so schön: Darüber sind sich alle einig, die unter dem Motto "BOB am Rhein" am zweiten Sonderkonzert in der Beethovenhalle beteiligt sind: Stefan Blunier und das Beethoven Orchester Bonn, das Klavierduo Genova & Dimitrov, Moderator Konrad Beikircher und natürlich das Publikum, das sich von den nicht allzu oft zu hörenden romantischen Klangwelten gern in eine rheinselige Stimmung versetzen lässt.

 Eine Einheit: Klavierduo Genova & Dimitrov.

Eine Einheit: Klavierduo Genova & Dimitrov.

Foto: Felix von Hagen

Zumal Beikircher die Gelegenheit nutzt, gleich zu Beginn seiner Freude darüber Ausdruck zu verleihen, dass die Stadt Bonn endlich grünes Licht für ein neues Festspielhaus gegeben habe, zumindest für einen wichtigen Schritt auf dem Weg dorthin.

Das sei die Chance, so der Conferencier, der "handgestrickten Engbürgerlichkeit" zu entkommen und Beethovens 250. Geburtstag 2020 doch noch in Würde zu begehen: "Soll uns die Welt doch endlich mal beneiden um unseren Beethoven!" Der steht an diesem Abend nicht auf dem Programm. Dafür aber Robert Schumann, mit dessen Ouvertüre zu "Julius Cäsar" es ganz ernst losgeht.

Blunier lässt nach der punktierten Signalmotivik der Einleitung den melodischen Ambitus weit ausschwingen, bevor er im Mittelteil mit einer dramatischen Steigerung auf den Höhepunkt Trauermarsch zusteuert. Dagegen ist die E-Dur-Humoreske des jungen Engelbert Humperdinck ein reizendes, lichtdurchflutetes Waldstückchen:.

Herrliche Streichquartettharmonien", so der Komponist über sein Werk, "winkten mir Buchen und Tannen zu, untermischt mit flöten- und fagottartigem Gemurmel der Waldbäche, den langgezogenen Posaunenklängen eines nahen Wasserfalls und den sanften Trompeten- und Hornstößen der durchs Laub fallenden Sonnenstrahlen." Konrad Beikircher fasst das alles mit dem lapidaren Epithet "vertonter Kottenforst" zusammen; das BOB musiziert mit großer Liebe zum Detail.

Max Bruchs Konzert für zwei Klaviere und Orchester, 1912 auf der thematischen Grundlage der acht Jahre älteren Suite für Orgel und Orchester entstanden, ist bei Aglika Genova und Liuben Dimitrov in den besten Händen. Im melodienseligen Dialog zwischen den beiden Konzertflügeln und dem Orchester spielen sich die beiden Pianisten so präzise die Bälle zu, dass zwei Klavierparts zu einem verschmelzen - auch, weil Genova & Dimitrov bis zum brillanten Finale niemals mit Gewalt auftrumpfen, sondern jeden solistischen Auftritt organisch aus dem Gesamtklang herauswachsen lassen. Nach der Pause bietet das Melodram "Jung-Olaf" von Max von Schillings, laut Beikircher "der Sülzer von Düren", wenig mehr als langatmiges Sentiment und passgenaue Rezitation durch den Moderator, bevor das große, in den Bläsern jetzt doppelt besetzte Orchester Wagners "Götterdämmerung" heraufziehen lässt.

Unter Blunier kommen nicht nur die Motive von Morgendämmerung und Siegfrieds Rheinfahrt plastisch heraus, sondern auch die Harmonien, über denen sie sich entfalten, so dass sich zwischen Akkorden und Kantilenen spannende Beziehungen ergeben: Große Oper! Danach wirken die filigranen vierhändigen Klaviervariationen "Rheinischer Karneval" von Ferdinand Ries ungeheuer erfrischend; Genova und Dimitrov spielen sie mit virtuoser Leichtigkeit. Zum Schluss zaubern Beikircher und Blunier noch eine Überraschung aus dem Hut: Dass der Kölner Männergesangverein mit 80 Mann auf die Bühne marschiert und Ernst Fischers "Lob des Rheins" schmettert, steht nicht im Programmheft.

Wer danach immer noch nicht genug hat, begibt sich aus dem Konzertsaal ins Foyer - dort fängt die "Rheinisch-italienische Nacht" von Konrad Beikircher und Band erst an.

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