Benefizabend am Samstag Bonner Operngala macht auf Aids aufmerksam

Bonn · Die siebte Bonner Operngala hat an einem feierlichen Samstagabend wieder zahlreiche Gäste begeistert. Die Bilder des Abends.

Auch wenn viele Menschen glauben, das Thema Aids sei angesichts der medizinischen Fortschritte auf dem Gebiet nicht mehr „up to date“: Die Fakten sprechen eine andere Sprache. 3000 Menschen infizieren sich allein in Deutschland jedes Jahr erneut mit dem Virus, für den es bislang kein Mittel zur Heilung gibt, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Samstagabend bei der siebten Operngala zugunsten der Deutschen Aids-Stiftung im Bonner Opernhaus.

In dem mit mehr als 1000 Gästen voll besetzten Saal konnten Spahn als Schirmherr der Gala und die Initiatoren dieser Benefizveranstaltung, Helmut Andreas und Arndt Hartwig, sich über einen neuen Rekord freuen: Mit insgesamt 230 000 Euro nahmen sie nochmal 5000 Euro mehr für den guten Zweck ein als bei der Gala im Vorjahr. Und wie immer stimmte auch dieses Mal wieder die Mischung aus Glamour, Prominenz, Benefiz und Kunst, die den Abend inzwischen zu einem der wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse im Bonner Stadtleben gemacht hat.

Nicht nur die Künstler und das Beethoven Orchester unter Leitung von Dirk Kaftan sowie der Chor des Theaters Bonn (siehe Konzertkritik unten) trugen unter Verzicht auf ihre Gagen zu einem rundum gelungenen Abend bei. Da waren auch noch die beiden Studenten der Medien- und Kulturwissenschaft, Niclas Siebert und David Sridharan, die Videosequenzen aus dem Bonner Stadtbild passend zu den Liedbeiträgen gefilmt hatten und sie als Hintergrundanimation auf einer Großleinwand präsentierten.

Natürlich horchten viele im Publikum auf, als Helmut Andreas Hartwig den Namen von David Siridharan erwähnte. Schließlich ist der Vater des 23-jährigen Studenten Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan. Ihn machte der Moderator der Benefiz-Veranstaltung, der Fernseh- und Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar, beim kurzen und launigen Zwiegespräch mit dem OB auf der Bühne gleich zu seinem „indischen Halbbruder“.

Siebte Bonner Aids-Gala (I)
26 Bilder

Siebte Bonner Aids-Gala (I)

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Der OB, nicht auf den Mund gefallen, erwiderte schlagfertig: „Das werden wir jetzt unseren Eltern schonend beibringen müssen.“ So unterhaltsam die Gala war, so regte sie das Publikum auch zum Nachdenken an: In vielen Beiträgen machten die Redner deutlich, wie wichtig der Kampf gegen Aids weltweit nach wie vor sei und es keinen Grund zur Entwarnung gebe, wie man aufgrund der modernen und mittlerweile wirksamen Behandlungsmethoden vielleicht glauben könnte. Denn: Eine Heilung ist bisher nicht möglich.

Professor Hendrik Streeck forscht seit Jahren am Uniklinikum Essen nach einem Impfstoff gegen die tückische Krankheit. Das Problem, so erklärte er auf der Bühne, ist die Komplexität des Virus. „Ein großes Problem ist auch, dass viele Menschen gar nicht wissen, dass sie mit HIV infiziert sind und somit andere Menschen anstecken können“, sagte Streeck. Zur Debatte steht deshalb ein Schnelltest, den man zu Hause durchführen kann. In Deutschland darf ein solcher Test bislang nicht an Privatpersonen abgegeben werden. Derzeit wird jedoch geprüft, ob die Medizinprodukte-Abgabeverordnung entsprechend verändert werden sollte. Gesundheitsminister Spahn dazu: „Ich bin noch unentschlossen, in welche Richtung wir gehen sollen.“

Ein wenig Wehmut kam auf, als Hartwig und Yogeshwar Ulrich Heide auf die Bühne holten. 31 Jahre lang hatte der 65-Jährige die Geschicke der Aids-Stiftung als Geschäftsführender Vorstand geführt. Jetzt ist Heide in den Ruhestand gegangen. Ein Mann, der miterleben musste, wie in den 1980er Jahren, als mehr und mehr die Öffentlichkeit auf die Krankheit aufmerksam wurde, viele Menschen oftmals noch sehr jung an Aids starben. „Neben der Krankheit leiden die Betroffenen auch darunter, dass sie oftmals diskriminiert und ausgegrenzt werden“, sagte Ulrich.

Siebte Bonner Aids-Gala (II)
40 Bilder

Siebte Bonner Aids-Gala (II)

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Offensichtlich hatten diese Fakten die meisten Opernfans überzeugt: Sie spendeten großzügig, und beim Kassensturz in der Nacht strahlten die Gesichter von Helmut Andreas Hartwig und seinem Mann Arndt, dass die Summe vom Vorjahr übertroffen werden konnte.

Unter der illustren Gästeschar: Oberbürgermeisterin Henriette Reker (Köln), Oberbürgermeister Thomas Kufen (Essen), der Mediziner und Fernsehmoderator sowie Operngala-Moderator des Vorjahres, Eckart von Hirschhausen, NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst, die Staatssekretäre der Bundes Georg Schütte (Bildung) und Jochen Flasbarth (Umwelt), die Bonner Landtagsabgeordneten Franziska Müller-Rech (FDP) und Christos Katzidis (CDU), Comma- Soft-Geschäftsführer Stephan Huthmacher, Vertreter der Vorstände der Sparkasse Köln-Bonn und der Volksbank sowie Wolfgang Holzgreve (Uniklinik Bonn), Thomas Kremer (Vorstand Telekom) und Marlies Stockhorst (Festausschuss Bonner Karneval). Zu Begin der Gala gedachten alle Gäste Karl-Erivan Haub. Der Tengelmann-Chef war Mitglied des Kuratoriums der Aids-Stiftung und wird seit einer Skitour vermisst.

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