Ballett in Köln Revolución in der Philharmonie

Köln · Kubanisches Ballett eröffnet mit einem Feuerwerk aus Perfektion und Leidenschaft das 25. Kölner Sommerfestival. Es beginnt klassisch auf der ganz in Schwarz getauchten, nur von einigen Spotlights beleuchteten Bühne der Kölner Philharmonie.

 Überbordende Tanzlust: "Ballet Revolución", bis zum 19. August in der Kölner Philharmonie.

Überbordende Tanzlust: "Ballet Revolución", bis zum 19. August in der Kölner Philharmonie.

Foto: Thomas Brill

Vier Männer und eine "Spitzen"-Tänzerin, ebenfalls in Schwarz gehüllt, tanzen ein paar Takte zur Musik von Leon Minkus' 1869 entstandenem "Don Quixote Ballett". Dann: ein schriller Trillerpfeifen-Ton, vorwärts treibende Percussion-Klänge und eine fetzige Trompete. Die Bühne füllt sich zum "Cumbanchero" mit dem ganzen, bunt gekleideten Ensemble - fünf Frauen und dreizehn Männer - des "Ballet Revolución" aus Kuba, das in der Philharmonie das 25. Kölner Sommerfestival eröffnete.

"Ballet Revolución" - Der Titel ist ein wenig irreführend, hat die Revolution doch schon längst ihre Kinder entlassen, die Enkel der Globalisierung überlassen. Revolutionär war allerdings die Idee Fidel Castros, 1961 in Havanna die Escuela Nacional de Arte (ENA) zu gründen, die allen Begabten eine kostenlose künstlerische Ausbildung ermöglichte. Nun tragen die Tänzer und Tänzerinnen die Früchte ihrer exzellenten Ausbildung hinaus in die Welt - unterstützt von einem englisch-australisch-deutschen Produktions-Team.

Wer einen tanzenden "Social Buena Vista Club" erwartet hat, sieht sich bald enttäuscht, wird dann aber sofort von der überbordenden Tanzlust der Truppe mitgerissen in internationale "Gewässer". Ihre Symbiose aus afrokubanischen Tanzstilen, klassischem Ballett und zeitgenössischen Tänzen wird zu einem Feuerwerk aus Perfektion und Leidenschaft, das manchmal auch die Grenzen zur Parterre-Akrobatik streift.

Das erschlägt im ersten Augenblick, man sucht nach einem roten Faden, einer kleinen Geschichte, die die Tänze verbindet. Aber der beiden Choreographen Aaron Cash und Roclan Gonzales Chavez haben "nur" ein Konzept: die schier unglaubliche Körperbeherrschung, das Rhythmusgefühl und die individuellen Stärken der Tänzer und Tänzerinnen effektvoll in den Vordergrund zu rücken.

Getrieben von der hinter einem - sich manchmal lüftenden Vorhang - postierten achtköpfigen Band unter der Leitung des Bassisten Osmar Salazar Hernandez, dienen unter anderen die von Kristin Hosein und Weston Foster stimmungsvoll interpretierten Songs von Beyonce (If I Were a Boy") , Shakira ("Hips Don't Lie"), Bob Marley ("No Woman No Cry"), Sting ("Roxanne") und Prince ("Purple Rain") dazu, Pirouetten in der Luft zu drehen, gewaltige Sprungkünste und perfekt synchronisierte Formations-Tänze vorzuführen. Vor lauter Perfektion sieht man da bisweilen die Feinheiten nicht mehr.

Die entfalten sich nach der Pause aber dann nach einem stimmungsvollen Tango-Intro ("Santa Maria") in der zur Musik von Joaquin Rodrigos "Concierto de Aranjuez" getanzten Choreografie: an jeder Bühnenseite steht ein in einen Lichtkegel getauchter Stuhl, auf denen jeweils ein Paar seine glückliche oder zerbrechende Beziehung tänzerisch umsetzt.

Die einen im klassischen Stil, die beiden anderen mit Mitteln des zeitgenössischen Tanzes. Große Kunst, der dann bis zu den Standings Ovations "nur" noch die Bestätigung der charismatischen Ausstrahlung, der Energiegeladenheit und des tänzerischen Genies des Einzelnen folgt.

Zahlreiche Termine bis 19. August. Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen und bei bonnticket.de

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