Universitätsbuchhandlung Bouvier Reaktionen auf die Schließung

Bonn · Mitschuld, Erinnerungen, miese Perspektive: Drei GA-Redakteure steuern ihre ganz persönlichen Gedanken zum Bouvier-Aus an der Uni bei.

  • Dietmar Kanthak, Chefreporter Feuilleton: Die Mitschuldfrage: Man ist immer auch ein bisschen schuld an Entwicklungen, die man hinterher beklagt. Jahrelang habe ich in der ausgezeichneten Abteilung mit fremdsprachlicher Literatur in der Buchhandlung Bouvier eingekauft. Dann kamen Internet und Internetbuchhändler, die Titel aus England, Amerika und Frankreich schneller und häufig billiger beschafften als die Buchhandlung am Ort. So denken offenbar immer mehr (Internet-)Kunden. Bouvier ist Teil der Biografie jedes kulturinteressierten Menschen in der Stadt, ich habe in der Buchhandlung großartige Schriftsteller erlebt. So viele Erinnerungen - und ein Gefühl von Verlust.
  • Heinz Dietl, Leiter Wochenendmagazin: Erinnerungen: Am 9. November 1989 fiel in Berlin die Mauer, in Bonn saßen an diesem Tag ein Verleger und ein Journalist in der Buchhandlung Bouvier am Tisch zwischen hohen Bücherregalen und planten ein neues Stadtmagazin. Im Februar 1990 kam die erste Ausgabe der Bonner Illustrierte heraus - im Bouvier-Verlag. Es folgten spannende Jahre als Leiter eines aufgeweckten Redaktionsteams. Schöne Erinnerungen - und Freundschaften, die bis heute halten.
  • Thomas Kliemann, Reporter Feuilleton: Miese Perspektive: Für Menschen, die gerne reisen, für Freunde der Kunst brechen harte Zeiten an. Was habe ich auf der Etage mit den Reisebüchern gestöbert! Man bestellt nicht einfach einen Reiseführer. Das Angebot will sondiert sein, soll sich mit Erwartungen decken. Das erfordert breite Recherche. Bouvier hat das umfassendste Angebot: gefühlte 200 Quadratmeter Reiseträume zwischen Buchdeckeln. Das kommt nicht wieder. Ähnliches Problem: Wer kauft einen sauteuren Kunstband, ohne vorher geblättert zu haben?
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