Rauer Wind bei Mozart

Concerto Köln mit einem furiosen Gastspiel beim Bonner Beethovenfest in Bad Honnef

Bad Honnef. Die Musiker von Concerto Köln sind nicht eben zimperlich, wenn es um die großen Klassiker geht. In Mozarts Haffner-Sinfonie, mit der sie ihr diesjähriges Beethovenfest-Gastspiel im Kursaal Bad Honnef eröffneten, gingen sie mit unerhört forschem Tempo zur Sache, setzten kräftige, klangvolle Akzente, ließen sozusagen einen rauen Wind durch die Partitur wehen. Und das mit der Präzision eines Streichquartetts.

Die Kölner können es sich leisten, ohne Dirigenten zu spielen. Das funktioniert auch im Solokonzert. Der in alter Musik erfahrene Pianist Andreas Staier fügte sich beim dritten Klavierkonzert Beethovens sicher in den Stil des Orchesters ein.

Er spielte auf einem ganz wunderbaren historischen Flügel, dem er - etwa im langsamen Satz - ätherische, zauberhafte Klänge entlockte. Dass er aber auch zupacken kann und dass sein Instrument das hergibt, hatte er zuvor im ersten Satz des c-Moll-Konzerts gezeigt.

Bei der niederländischen Erstaufführung des Konzerts vor gut 200 Jahren saß übrigens sein Kollege Johann Wilhelm Wilms am Flügel. Das wäre freilich nicht weiter von Interesse, wenn dieser Musiker nicht auch im Bad Honnefer Gastspiel von Concerto Köln als Komponist in Erscheinung getreten wäre.

Auf ihrer Suche nach vergessenen Komponisten des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, die in der Vergangenheit schon so manche Edelsteine zu Tage gefördert hat, stießen das Kölner Originalklang-Ensemble nun auf den 1772 im bergischen Witzhelden geborenen Komponisten, der sein aktives Musikerleben in Amsterdam verbrachte.

Dass dort vortreffliche Musik entstand, demonstrierte Concerto Köln mit der sechsten Sinfonie, die stilistisch der Wiener Klassik verwandt ist, aber eben auch schon romantische Züge aufweist. Etwa in dem sehr inspirierten Scherzo. Wenn es mit solchem Furor gespielt wird wie jetzt im Kursaal, dann machen solche Entdeckungen richtig Spaß. Genauso wie die Zugabe: ein Marsch von Anton Eberl.

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