Jürgen Laue Programmierer wird Schriftsteller

BONN · Jürgen Laues Rechtschreibung war nie die beste, seine Handschrift ist eine Sauklaue. "Zwar war meine Fantasie immer sehr lebhaft, trotzdem wollte ich nie Schriftsteller werden", sagt der 63-Jährige. So zog es ihn nach Abitur und Studium in die IT-Branche, die in den 80er Jahren eher unter dem Namen "Elektronische Datenverarbeitung" bekannt war.

 Früher jonglierte Jürgen Laue mit Einsen und Nullen, jetzt ist er Autor. Sein erster Roman heißt "Römisch Roulette".

Früher jonglierte Jürgen Laue mit Einsen und Nullen, jetzt ist er Autor. Sein erster Roman heißt "Römisch Roulette".

Foto: Nicolas Ottersbach

"Mit dem heutigen Programmieren hatte das wenig zu tun", sagt er. Mit Lochkarten wurden Rechner gefüttert, die ganze Räume ausfüllten.

Nach 30 Jahren im Berufsleben blieb er auch im Ruhestand vor dem Computer hängen. Während der Jahrtausendwende fand er zum Schreiben - durch einen Internetblog. "Bis dahin hatte ich höchstens meinem Sohn Geschichten erzählt." Aufs Papier brachte er nie etwas.

´Nur einmal, als er das Handbuch für einen Sparkassen-Geldautomaten verfasste. Dabei seien sich Informatiker und Schriftsteller gar nicht so fremd: Beide brauchten Kreativität und müssten sich ständig in neue Stoffe einarbeiten. "Sowohl für einen Roman als auch ein Programm ist es wichtig, den Ablauf straff zu strukturieren", findet Laue.

Aus kleinen Handlungssträngen wurden langsam größere, bis ihm 2008 auf dem Petersplatz in Rom die Idee für einen Roman kam. Dort wartete er auf die Generalaudienz von Papst Benedikt XVI. "Ich stöberte im Reiseführer und las etwas über die Baugeschichte des Petersdoms", sagt Laue. Die faszinierte ihn: Mehr als 120 Jahre brauchte es, um die Kuppelkirche fertigzustellen.

Trotz verschiedener Epochen und Baumeister ist der Dom aber sehr harmonisch gestaltet. "Irgendjemand hat den Bau die ganze Zeit begleiten müssen, mein Protagonist Luigi Piemonte war geboren." Im Roman "Römisch Roulette" verspricht Luigi Gott, für ihn eine Kirche zu bauen. Und solange die nicht fertig ist, lebt er weiter - insgesamt 150 Jahre. Erst als er die Liebe seines Lebens findet und mit ihr alt werden möchte, wird das Bauwerk fertiggestellt.

Genauso ging es Jürgen Laue. 2010 zog er wegen seiner Freundin von Köln, wo er groß geworden war, nach Bad Godesberg. Nur wenige Meter entfernt an der Wurzerstraße hatte Papst Benedikt damals eine Wohnung. Dessen Rücktritt vor wenigen Tagen imponierte ihm. "Obwohl er fundamentaler Theologe ist, hat er die Kirche umgekrempelt." Denn erstmals habe der Stellvertreter Gottes Schwäche gezeigt.

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