Klassik im Telekom Dome Profis des Beethoven Orchesters und Laien in harmonischem Miteinander

Bonn · Das „Open Phil-Orchester 2018“ gibt unter der Leitung von Generalmusikdirektor Dirk Kaftan ein mitreißendes Konzert.

 Klangvolles Experiment: Dirk Kaftan dirigiert die Laien und Profis des „Open Phil-Orchester 2018“ im Telekom Dome. FOTO: FELIX VON HAGEN

Klangvolles Experiment: Dirk Kaftan dirigiert die Laien und Profis des „Open Phil-Orchester 2018“ im Telekom Dome. FOTO: FELIX VON HAGEN

Foto: von hagen

Mit dem dritten Konzert der Grenzenlos-Reihe stürzt sich das Beethoven Orchester mitten hinein in die pulsierende, vielfältige Orchester-Szene der Stadt Bonn“. Diese Ankündigung verrät aber nur die halbe Wahrheit, denn die eigentliche Herausforderung bestand auf ganz anderer Seite: Auf entsprechendem Niveau spielende Laien-Musiker und Musikschüler stürzten sich hinein ins Abenteuer, gemeinsam mit Profis als „Open Phil-Orchester 2018“ ein Programm einzustudieren, dass es technisch wie stilistisch in sich hat.

Bonns quirliger Generalmusikdirektor Dirk Kaftan setzt dabei mit seinen Beethoven-Musikern einmal mehr auf einen breitentauglichen Synergie-Effekt. „Heute wollen wir mit unserem Programm bis zu den Sternen segeln!“, gab Kaftan enthusiasmiert im Programmheft zu Protokoll. „Natürlich erst, nachdem wir in dieser fußballverrückten Zeit unsere Freunde nicht nur aus Mexiko und Schweden musikalisch grüßen konnten... Wir haben hart gearbeitet, großartige, lustige und spannende Proben mit unseren Gästen gehabt: Wir haben in Stimmproben geschwitzt, in geteilten Proben das Brückenforum an den Rand seiner Möglichkeiten gebracht und hoffen, dass unsere Musik heute noch heller strahlt als die Scheinwerfer dieses Domes!“ Musik verbinde, über alle Grenzen hinweg, meint Kaftan.

Eine Hoffnung, die nicht enttäuscht wurde, denn was dies „Open Phil-Orchester“ in seinen teils auf Geschwaderstärke angewachsenen, durchweg glänzend disponierten Apparaten (darunter allein eine 14-köpfige Flötengruppe) in der angestammten Spielstätte der „Telekom Baskets“ zu Gehör brachten, ließ zu keiner Zeit Zweifel an der Aufführungsqualität aufkommen. Kaftan hatte ein knackiges Programm vorbereiten lassen: Passend zum schwedischen Mittsommerfest gab es eingangs mit „Midsommarvaka“ Hugo Alféns launig lautmalende Schwedische Rhapsodie Nr. 1 op. 19, gefolgt von den ersten beiden Sätzen sowie dem Finalsatz der „Sinfonie aus der neuen Welt“ Antonín Dvoráks, wobei sich vor allem im Largo eine hochemotionale Dichte entwickelte. Als kleiner Seitenhieb auf die Finanznöte der Bundesstadt: Ludwig van Beethovens „Die Wut über den verlorenen Groschen“ in der Orchesterbearbeitung durch Erwin Schulhoff, gefolgt von Arturo Márquez’ „Danzón“ Nr. 2, ein rhythmisch enorm komplexes, glutvolles Stück iberoamerikanischer Lebensfreude. Zum Finale schließlich gab es mit der Titelmusik von John Williams zum Film-Klassiker „Star Wars“ Breitwandsound par excellence. Lang anhaltender, euphorischer Applaus für alle Beteiligten als Dank für ein „Experiment“ (Kaftan), das voll aufgegangen ist und dringend nach Fortsetzung verlangt.

Für den WM-Abend allerdings stand dem mit einer Schwedin verheirateten Bonner GMD noch eine ganz persönliche Herausforderung ins Haus…

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