Prix Pantheon: Wer war Beethovens Neunte?

Keine Scheu vor Gratwanderungen - Sechs Kandidaten bei Spaß- und Satire-Open

Prix Pantheon: Wer war Beethovens Neunte?
Foto: Müller

Bonn. Zugegeben, den Olympischen Spielen in China sieht Fritz Litzmann alias Rainer Pause mit gemischten Gefühlen entgegen. Im Gegensatz zur Olympiade der nominierten Kandidaten für den Prix Pantheon 2008.

Wer von ihnen ist frühreif und verdorben genug, um die Jury von sich zu überzeugen? Und für wen werden sich die Zuschauer zu guter Letzt entscheiden? Wer wird beklatscht und wer ausgebuht? Fragen über Fragen, die Fritz Litzmann um einiges spannender findet als die neuesten Doping-Skandale, mit oder ohne Fahrradsattel unterm Hintern.

Dass sie wahrlich keine Energiespritze mehr nötig hat, beweist Carolin Kebekus aus Köln-Ostheim. So scheint die Nachwuchs-Comedienne, die ein wenig an Gaby Köster erinnert, mit der undankbaren Startnummer eins des Abends offensichtlich keine Probleme zu haben. Wäre auch ein Wunder, denn wer da aufwächst, "wo brennende Pitbulls aus dem Fenster fliegen" und Mütter ihren Kindern nur Namen geben, die sich auch auf gut Kölsch quer über den Platz brüllen lassen, darf nicht auf den Mund gefallen sein.

Sie trifft ihn gut, den typischen Tonfall aus den Nachmittagstalkshows. Witzig ist das schon - zumindest für 20 Minuten. Ob es für einen ganzen Comedy-Abend reicht, ist die andere Frage.

Die sich im Falle von Birgit Süß direkt mit einem klaren Nein beantworten lässt. Zwar hat sie mit einem durchaus aparten Äußeren und einer schönen Stimme durchaus das Potenzial, macht aber nichts draus. Und wenn, dann nur Peinlichkeiten wie das Lied von Eva Braun. Das Beste, was sie tun kann, ist, die Bühne frei zu machen. Für Toni Mahoni, seit gut zwei Jahren Star der Podcast-Szene.

Gesegnet mit einer Stimme, die an drei durchzechte Nächte mit Tom Waits erinnert, erzählt der Lebenskünstler von seiner Lieblingscafé-Rösterei in Brandenburg mit den beiden 90-jährigen Zwillingsomis und davon, dass er jetzt auf den Kinderspielplatz rauchen geht, nachdem Schwangere und Familien mit kleinen Kindern seine ehemalige Lieblingskneipe okkupiert haben.

Dafür hat der Toni jetzt einen ganz tollen großen Aschenbecher mit ganz viel Sand drin. Und das Publikum freut sich mit dem Berliner, der bereits am ersten Wettkampftag als einer der Favoriten gehandelt wird.

Gute Chancen sollte eigentlich auch Ingo Börchers haben, der selbst ernannte "Klugscheißer", der seinen Wissensdurst kurzerhand zum Beruf gemacht hat. "Natürlich muss niemand wissen, wann Goethe seinen Faust gemalt hat oder wer Beethovens Neunte war." Gilt doch heute die Devise: "Nicht das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht." Und mit Blick auf die Agenda 21 heißt Börchers Tipp: "Lokal denken, Bier bestellen." Und für Matthias Seling bitte ein Kölsch.

Denn der Wiener hat seine Liebe zur Domstadt entdeckt. "Und das, wo ich früher dachte, die Kulissen werden nur für den Karneval aufgebaut." Nicht alle Pointen treffen so ins Schwarze. Doch der morbide Charme des Österreichers bügelt den einen oder anderen Patzer wieder aus. Wobei Seling auch die Gratwanderung zwischen Humor und Geschmacklosigkeit wagt. Mit Witzen über Kindersoldaten aus Sierra Leone kann das Eis unter den Füßen schnell dünn werden.

Darüber muss sich der letzte Kandidat des ersten Abends keine Sorgen machen. Marc-Uwe Kling ist sich und seiner Botschaft sicher. Manchmal vielleicht zu sicher, so dass, was gegen den Strich gebürstet und so richtig cool klingen soll, schon beinahe kalkuliert wirkt. Eher wie eine schicke Pose denn aus Überzeugung. So wie sein Lied über die Opportunisten. "Wenn alle Stricke reißen, kann man sich nicht mehr aufhängen", hat er sein aktuelles Soloprogramm genannt. Der Titel beweist schließlich doch einen gesunden Sinn für Humor.

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