Letzter Auftritt vor dem Umzug Pantheon-Duo verabschiedet sich vom Bundeskanzlerplatz

Bonn · „Früchte des Zorns“: Das Pantheon-Duo Pause und Alich traten vor dem Umzug nach Beuel zum letzten Mal in ihrem Theater am Bundeskanzlerplatz auf.

An einem Abend Ende Juni, gegen 22.45 Uhr: Der Saal steht, der Saal applaudiert. Dass der eine oder andere dabei womöglich einen Kloß im Hals spürt, wenn man in 30 Jahren so oft hier war, dass man längst zu zählen aufgehört hat? Das ist nun wirklich nicht Fritz Litzmanns (Rainer Pause) und Hermann Schwaderlappens (Norbert Alich) Schuld. Zwei Stunden haben sie ihn vor der Tür gehalten – aber nun hat er ihr Publikum gepackt: der Blues. Weil das der letzte Abend der streitbaren Kellerkinder im Keller war, bevor das Pantheon im Herbst „rübermacht“. Und es ist damit zu rechnen, dass die Zankerei der beiden Vereinsmeier vom „1. FKKVB Rhenania“ im neuen Quartier an der Siegburger Straße – in: jawohl, Beuel – unverdrossen weitergeht. Dass auch ein rauschendes Eröffnungsfest sie nicht davon abhalten wird, verbal die Klingen zu kreuzen. Getreu der Devise „Alles wird neu, so wie's immer war“.

Vor zwei Jahren, als ihr Programm „Früchte des Zorns“ Premiere feierte, gab es schon mal tüchtig was zu feiern: „100 Jahre Erster und 75 Jahre Zweiter Weltkrieg, ein Vierteljahrhundert Wiedervereinigung. Obwohl ...“ Ja, dafür lieben wir ihn, unseren alten Fritz; für dieses Wenn und Aber; nicht programmatisch, sondern – ganz Rheinländer – unschlagbar pragmatisch: „Ich bin Pazifist, und ich habe im Moment auch gar keine Waffe dabei.“ Wohingegen Schwaderlappen sich als Feminist der ersten Stunde bekennt: Das kommt zwar heuer ein wenig überraschend, aber zumindest hat das Publikum bis zum Wiedersehen im Herbst ja nun ausreichend Zeit, um darüber nachzudenken. Und wenn 85 Prozent der Kaufentscheidungen auch weiterhin von Frauen getroffen werden, muss jeglicher Traum, dem Kapitalismus abzuschwören, auch weiterhin einer bleiben.

Doch unbeschadet davon hegt Schwaderlappen für das weibliche Element nach wie vor doch recht viel Sympathie und bekundet das mit einer jovialen Hommage an Elvis: „Es war niemals bös gemeint – You were Always On My Mind“. Kollege Litzmann ringt derweil um Fassung: „Ich kann auch nichts dafür, was er sagt. Aber er wollte unbedingt mitkommen.“ Die Retourkutsche lässt dementsprechend nicht lange auf sich warten: „Bei dir gilt wohl auch das Prinzip „Hauptsache, weitersprechen.“

Zum Glück! Zum Glück haben die beiden sich letztlich nicht beirren lassen, haben „Russische Nächte“ und „Schwarze Augen“ besungen, die Schildläuse im Joghurt gezählt, für die Zuschauer mal „recheriert“, wie viele Banküberfälle denn wohl rein rechnerisch nötig wären, um in die Nähe der Boni von Herrn Winterkorn zu kommen und mit Liebesgrüßen nach London das „Kölsch für Europa“ gehoben.

Was man eben so alles tut, um nicht der Wehmut anheimzufallen. Dann schleicht sie sich auf den letzten Metern und Minuten doch noch herein. Aber jetzt darf sie. Da sind sich Fritz und Hermann mal einig – zur Abwechslung!

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