Wettbewerb "Operalia" Oper Bonn trifft auf Plácido Domingo

Bonn · Startenor und Dirigent Plácido Domingo hat Carolin Wielpütz von der Oper Bonn in die Jury des Gesangswettbewerbs „Operalia“ in Kasachstan geholt

Placido Domingo leitet beim „Operalia“-Wettbewerb in Guadalajara (2016) das Orquesta Filarmónica de Jalisco.

Placido Domingo leitet beim „Operalia“-Wettbewerb in Guadalajara (2016) das Orquesta Filarmónica de Jalisco.

Foto: picture alliance / dpa

Ganz große Ehre für die Oper Bonn: Kommende Woche sitzt sie quasi mit Plácido Domingo am Jurytisch seines Wettbewerbs „Operalia“ in Kasachstan. Carolin Wielpütz, künstlerische Betriebsdirektorin der Oper, vertritt das Bonner Haus bei dem renommierten Wettbewerb. Der Zirkel ist exklusiv: Mit Wielpütz sind unter anderem der Chef der Wiener Staatsoper und der Oper von Chicago, der Direktor des Teatro Carlo Felice in Genua und der künstlerische Leiter des Teatro Real in Madrid in der Jury. Wielpütz' Kollegen aus der Metropolitan Opera New York und dem Palau de las Arts in Valencia sind ebenso dabei wie die Besetzungsregisseure der Opéra National de Paris, der Bayerischen Staatsoper und des Royal Opera House in London.

Wie kommt Bonn in diese erlesene Runde? „Da spielen persönliche Kontakte eine Rolle“, verrät die 33-jährige Bonnerin vor ihrem Abflug nach Kasachstan, „ich kenne Plácido Domingo und schätze ihn.“ 2009 hatte sie die befreundete Sopranistin Julia Novikova zum Wettbewerb nach Ungarn begleitet und war dabei mit Domingo ins Gespräch gekommen. Novikova, ehemaliges Ensemblemitglied der Bonner Oper, wo sie als unvergessliche Lucia di Lammermoor in der abgelaufenen Spielzeit glänzte, holte damals den ersten Preis und den Publikumspreis.

„Letzten Dezember traf ich Placido Domingo in New York“, erzählt Wielpütz – und da kam die Bonner Oper ins Geschäft. Domingo habe übrigens gute Erinnerungen an Bonn. Opernchef Giancarlo del Monaco lud ihn in den 1990er Jahren an die „Scala am Rhein“ ein, und der Tenor wohnte gegenüber im Hilton.

Der spanische Startenor und Dirigent Domingo hat 1993 den Gesangswettbewerb „Operalia“ ins Leben gerufen, der sich an Sänger aller Stimmlagen im Alter von 18 bis 32 Jahren richtet. Rund 1000 junge Sänger bewerben sich jährlich. Eine Fachjury ermittelt daraus die Finalisten. 40 Talente aus 17 Ländern treten nun in der Astana Oper in Kasachstan an. Eine Deutsche ist auch darunter, die 28-jährige Valentina Stadler aus Karlsruhe, Ensemblemitglied der Deutschen Oper Berlin. Preise im Gesamtwert von 180 000 Dollar sind ausgelobt, neben den drei Hauptpreisen gibt es den Zarzuela-Preis, einen Publikumspreis in Gestalt einer Uhr des Hauptsponsors Rolex und den Birgit-Nilsson-Preis, der herausragende Interpretationen der Musik von Richard Wagner und Richard Strauss honoriert.

Wettbewerb mit hoher Trefferquote

So gut es ging, hat sich Carolin Wielpütz, die nach beruflichen Stationen in den USA, Spanien, Irland und Bregenz seit 2014 Betriebsdirektorin der Bonner Oper ist, auf den Wettbewerb vorbereitet. „Ich habe die Namensliste durchrecherchiert“, erzählt sie. Über manche Kandidaten gebe es einige Informationen, andere stünden erst ganz am Anfang. In jedem Fall könne dieser Wettbewerb – einer der ganz bedeutenden im Gesangsfach – Karrieren befördern, sagt Wielpütz, die selbst eine Gesangsausbildung genoss.

Domingos Wettbewerb zeichnet sich durch eine hohe Trefferquote aus. Viele Talente, die ihn seit 1993 durchliefen, wurden Stars auf der Opernbühne. Die als Wagnersängerin, insbesondere als Isolde, weltweit gefeierte Schwedin Nina Stemme etwa wurde 1993 ausgezeichnet. Der Bassbariton aus Uruguay Erwin Schrott war 1998 erfolgreich, der südamerikanische Startenor Rolando Villazón, der unter anderem mit Schrotts Ex-Freundin Anna Netrebko 2005 in Verdis „Traviata“ bei den Salzburger Festspielen für Furore sorgte, gewann 1999 den zweiten „Operalia“-Preis. Es gibt neben Novikova weitere Bonner Berührungspunkte: José Cura etwa, der die Titelpartie von Brittens „Peter Grimes“ in der abgelaufenen Spielzeit sang, war 1994 in Domingos Gesangswettbewerb erfolgreich.

Jeder Kandidat müsse drei Arien aus dem klassischen Opernrepertoire einstudiert haben, sagt Wielpütz. In mehreren Runden präsentieren sich die jungen Sänger vom 24. bis 29. Juli der Jury. Vor dem Finale mit Orchester, das Domingo selbst dirigiert, gebe es eine „Master Class“, die der Spanier leite. Hier verrät der Maestro Tipps, lässt die Kandidaten an seinem immensen Erfahrungsschatz partizipieren.

Carolin Wielpütz ist ganz begeistert von diesem „Allrounder“, der Sänger, Dirigent, Intendant und großartiger Pädagoge sei. „Er hat einen offenen Charakter“, sei den Nachwuchskünstlern sehr zugetan. „Und er ist am Puls der Zeit.“

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