Reinhold Beckmann und Band live in der Harmonie Noch einmal nachts durch Bremen

Bonn · Er kann auch rocken: Andere würden ihre Autobiografie schreiben, Reinhold Beckmann (58) verwandelt seine Erinnerungen lieber in Musik. Mit seiner Band stellte der als Fernsehmann zu Ruhm gekommene Unterhalter jetzt sein erstes Album in der Harmonie vor.

 Mann der Worte und Klänge: Reinhold Beckmann.

Mann der Worte und Klänge: Reinhold Beckmann.

Foto: sca

"Bei allem sowieso vielleicht". Reminiszenzen an unvergessliche Erlebnisse des jungen B. zwischen Bremen und Brake verwandelten Beckmann (Gesang und Gitarre), Andreas Dopp (Gitarre), Thomas Biller (Kontrabass), Helge Zumdieck (Schlagzeug) und Jan-Peter Klöpfel (Trompete, Flügelhorn, Klavier und Akkordeon) in bewegte, inspiriert und höchst professionell dargebotene musikalische Miniaturen. Merle aus Brake lernte das Publikum kennen sowie Charlotte und ihre erotischen Signale in der Metzgerei.

Zeit zum Innehalten gab es auch, unter anderem mit der anrührenden Verzweiflungs-Ballade "Da sein". Beckmann, der am Dienstag im Savoy Theater in Düsseldorf und am Mittwoch im Kölner Gloria auftritt, suchte gleich das Zwiegespräch mit dem Publikum. Er ist eben ein Mann der Worte, ein literarisch gebildeter überdies. Das drückt sich in den Texten seiner Lieder aus, die viele Lebenslagen abbilden. Die Palette reicht vom Persönlichen übers Sozialsatirische bis hin zum Existenziellen. "Bremen", mit der schönen Zeile "Noch einmal, einmal mit dir nachts durch Bremen", sangen sie gleich zwei Mal - weil's so schön war.

Gewinnend ist die entspannte Selbstironie, die Beckmann ausstrahlt. Er ist auch mit 58 nicht von der eigenen Wichtigkeit geblendet. Musikalisch reichen die Ausdrucksformen der Band von zarten akustischen Tönen bis zum fetten Gitarrensolo; Andreas Dopp besorgte das lässig im Sitzen. Rock, Blues, Bar-Jazz, Swing, Bossa Nova, Liedermacher-Gezupfe und Schlager-Schmalz haben sich Beckmann und Kollegen souverän für ihr Programm zu eigen gemacht. Ja, der Reinhold, geboren in Twistringen, 30 Kilometer südwestlich von Bremen, kann auch rocken. In Routine ist er naturgemäß noch nicht erstarrt, im Gegenteil.

Die Bühnenshow spiegelte den Enthusiasmus des Tour-Debütanten. Das begeistert aufgenommene Konzert passte sich der intimen Musikclub-Atmosphäre in der Harmonie perfekt an. Man wird noch von Beckmann hören. In seinen Worten: "Wir sind ja noch eine junge Band."

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