Konzert im Beethoven-Haus Noah Bendix-Balgley rockt den Kammermusiksaal in Bonn

Bonn · Mit enormem Temperament begeistern der Geiger Noah Bendix-Balgley und seine musikalischen Mitstreiter bei der Beethovenwoche in Bonn. Von jüdischer Musik geht es über klassische Werke hin zu authentischen Klezmer-Klängen.

Er habe das Stück schon bei seiner Bar Mitzwa gespielt, berichtete der Geiger Noah Bendix-Balgley, nachdem er zusammen mit dem Pianisten Ohad Ben-Ari im ausverkauften Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses Ernest Blochs „Nigun“ aus der dreisätzigen Suite „Baal Shem“ gespielt hatte. Den rhapsodisch-improvisatorischen Gestus dieser Melodie spielte er mit viel Herzblut und Leidenschaft. Von hier aus folgte ihm das Publikum im weiteren Verlauf eines beeindruckenden Abends durch die Welt jüdischer Musik, von klassischen Werken, die deren Einfluss deutlich erkennen lassen, bis hin zu authentischen Klezmer-Klängen im mitreißenden Finale des Abends.

Die Programmverantwortlichen der Beethovenwoche erforschen in diesen Tagen – inspiriert von Beethovens Volksliedbearbeitungen – sozusagen am klingenden Objekt, wie die Kunstmusik sich den Einflüssen folkloristischer Prägung hingibt. In dem Streichtrio von Gideon Klein, das der gerade 25-jährige Komponist in Theresienstadt neun Tage vor seiner Deportation ins Vernichtungslager Auschwitz fertigstellte, sind die jüdischen Wurzeln deutlich erkennbar.

Das ließ die brillante Aufführung des Werks durch Bendix-Balgley und seine Mitstreiter Tabea Zimmermann an der Viola und Stephan Koncz am Violoncello hörbar werden. Kleins Trio ist ein echtes Kleinod für diese Besetzung und zeugt von einer bemerkenswerten Souveränität des Komponisten, der die Fülle der Ideen in eine sehr überzeugende Form zu gießen wusste. Dazu zählen die von den Musikern klangschön herausgearbeiteten Effekte des langsamen Satzes ebenso wie das mit ansteckendem Temperament und mitreißender Virtuosität vorgetragene Finale.

Spielt sonst bei den Berlinern Philharmonikern

Für den Geiger Bendix-Balgley, der im Hauptberuf als Konzertmeister bei den Berliner Philharmonikern seinen Dienst tut, ist die jüdische Musik ein Lebensthema. Und es ist bewundernswert, mit welcher Leidenschaft er bei der Sache ist und wie sich die anderen Musiker von seinem Esprit mitreißen lassen. Nach dem Allegro con brio aus Dmitri Schostakowitschs Klaviertrio in e-Moll op. 64 ging ein beifälliges Raunen durch die Zuschauerreihen, das sich nach dem Finalsatz in großem Jubel Bahn brach. Bendix-Balgley, Koncz und Ben-Ari spielten das Werk mit einer unbändigen Musizierlust, die man nur erzielen kann, wenn man sich um technische Schwierigkeiten keine großen Gedanken machen muss.

Im zweiten Teil des grandiosen Abends widmete Bendix-Balgley sich den in Russland sozialisierten Komponisten Joseph Achron (1886-1943), Alexander Krein (1883-1951) und Joel Engel ((1868-1927), die, so der amerikanische Geiger, eine eigene jüdische Kunstmusik schaffen wollten, wie es etwa Grieg oder Dvorák für ihre Nationen taten. Im Ergebnis sind das sehr hörenswerte, teils virtuose Geigenminiaturen.

Bei den originalen Klezmerstücken war schließlich sogar das Publikum gefordert, sich mit ein paar jiddischen Ausrufen an der Aufführung zu beteiligen.

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