Max Frisinger und Felix Oehmann Neue Ausstellung in Bonn zeigt anspruchsvolle Material-Show

Bonn · Max Frisinger und Felix Oehmann präsentieren sich bei der Schau „Carte Blanche“ in der Galerie Gisela Clement. Zu sehen gibt es eine beeindruckende, bildhauerisch sehr anspruchsvolle Material-Show.

 Deformierte Schuttrutschen als fallende Blätter: Installation von Max Frisinger.

Deformierte Schuttrutschen als fallende Blätter: Installation von Max Frisinger.

Foto: Jaschke

Mit einer eindrucksvollen, zwölf Meter hohen Schrott-Wand zwischen dem Treppenhaus des Kunstmuseums Bonn und dem Eingang in den Wechselausstellungsbereich hatte Max Frisinger 2011 für Aufsehen gesorgt. Ein Stück moderner Großstadtarchäologie – der Müll wurde vor Ort gesammelt – traf im Werk „Rotor“ auf ein gutes Gespür für Dimensionen, Inszenierung und den Raum, über das Frisinger in hohem Maße verfügt. Er war der erste Träger des Bonner „Kunstpreises Start“, der von Helmut Andreas und Arndt Hartwig gestiftet und leider nach Folge zwei eingestellt wurde.

Nun ist Frisinger wieder in der Stadt, erneut inszenierend tätig, wieder in einer Architektur, die eine gewisse Dominanz und ihre eigene Sprache hat. Und wieder gelingt ihm eine beeindruckende, bildhauerisch sehr anspruchsvolle Material-Show. In der Galerie Gisela Clement ist er einer von zwei Künstlern, die sich die Räume unter dem Motto „Carte Blanche“ aufgeteilt haben. „Falling Sleves“, sein Hauptwerk in einem der oberen Ausstellungsräume, besteht aus geborstenen, angesengten Schuttrutschen, wie man sie vom Baugewerbe her kennt, die buchstäblich wie fallende Herbstblätter von oben herabzurieseln scheinen. Ein hochpoetisches Bild im Gegenlicht – wer will, kann das Materialmobile mit den deformierten Fragmenten an der Decke aber auch als Momentaufnahme einer heftigen Explosion interpretieren. In jedem Fall wird ein subtiler Dialog mit Uwe Schröders Architektur entfesselt.

Felix Oehmann, der zweite Teilnehmer von „Carte Blanche“, behauptet sich ebenfalls souverän im Raum. Das Spiel mit Größenverhältnissen, mit Material- und Ideentransfers sind seine Sache. Das T-Shirt, das er noch auf einem eigenwillig geformten Bügel im Erdgeschoss präsentierte, taucht nach einer durchgreifenden Metamorphose im Obergeschoss wieder auf: als begehbare, aus einer riesigen Aluminiumplatte herausgeschnittene, fast drei Meter hohe Skulptur. Trotz des ansehnlichen Gewichts, wirkt die Skulptur leicht, wofür auch das kreisrunde Loch im XXXXL-Shirt verantwortlich ist. Der passende Titel „Gut Instinct (Bauchgefühl)“ eröffnet hier eine neue, witzige Deutungsebene. Ähnlich wie bei der Wandskulptur „Open Heart“ im Treppenhaus. Raffiniert wird hier aus einer Edelstahlplatte eine Herzform herausgeschnitten und aufgeklappt, als handle es sich um eine Bastelarbeit mit Schere und Papier.

Galerie Gisela Clement, Lotharstraße 104; bis 25. Oktober. Mi-Fr 14-18, Sa 13-17 Uhr. Zur Ausstellung sind Editionen von Frisinger und Oehmann erschienen.

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