Brotfabrik Beuel Nachfüllen bis zum Kollaps - Neues Tanzstück "Endless Refill"

BEUEL · Um Fülle und Leere geht es in dem neuen Tanzstück "Endless Refill", das der Bonner Choreograph und Tänzer Karel Vanek zusammen mit dem gebürtigen Kanadier Eric Trottier entwickelt hat. Die Idee dazu brachte der Dramaturg Guido Preuß aus den USA mit, wo das kostenlose Nachfüllen von (nicht-alkoholischen) Getränken gängige Praxis ist - potenziell unendlich. "All-you-can-eat"-Restaurants und Flatrates schaffen die Illusion von Schlaraffenland.

 Szene aus dem Tanzstück "Endless Refill".

Szene aus dem Tanzstück "Endless Refill".

Foto: Detering

"Die ständig beschworene Nachhaltigkeit war ein Ausgangspunkt", sagt Preuß über die Produktion, die am 6. Dezember in Mannheim ihre Premiere feierte und nun in der Beueler Brotfabrik zu sehen ist. "Wir machen aber keine Konsumkritik, sondern erkunden die scheinbare Unerschöpflichkeit des tänzerischen Bewegungsmaterials". Bis hin zur völligen Erschöpfung.

Etwa zehn Jahre liegen jeweils zwischen dem Alter der Tänzer. Kurz vor dem Abschluss seines Tanzstudiums in Köln steht der junge Tobias Weikamp. Klassisch ausgebildet ist der Tscheche Luká? Lepold. Eric Trottier gehört zur reiferen Generation, war unter anderem Hauschoreograph am Nationaltheater Mannheim und schon mehrfach in Bonn zu erleben.

2011 gründete er die freie "La-Trottier Dance Company Mannheim", die nun zum ersten Mal mit "Cerná Vanek Dance" kooperiert. Karel Vanek ist der Älteste im Tänzerquartett, das die Grenzen der körperlichen Leistungsfähigkeit befragt. Kann man immer wieder Energie nachfüllen bis zum Kollaps des Bewegungsapparats? Wann hat man genug?

Die Zuschauer sitzen in einer Reihe um die Tanzfläche herum, in der ein kräftezehrender Kampf um die tänzerische Selbstbehauptung stattfindet. Man ist nah genug dran, um die mit beweglichen Flüssigkeiten gefüllten Elemente an den auf den ersten Blick eher unscheinbaren Kostümen von Ausstatterin Melanie Riester zu erkennen.

Als eine Art Nachfüllbatterie fungiert die Musik von Jörg Ritzenhoff, der insgesamt 40 Einzeltracks komponiert hat, die in jeder Vorstellung neu auf die Aktionen der Tänzer reagieren. Deren Bewegungen steuern die elektronische Tonspur, in die Guido Preuß live weitere Umweltklänge mixt.

Info: Weitere Vorstellungen 20., 21. und 27.,28. Dezember; Kartentelefon: 0228/421310.

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