Nach 25 Jahren: Ein letzter Tango mit DJ Tom Tom

Abschied von der Bonner ifa-Galerie, das Haus der Geschichte übernimmt den Pavillon

Bonn. Die aktuelle Ausstellung "Butoh, Tanz der Dunkelheit" ist für die Bonner ifa-Galerie so etwas wie der "Letzte Tango am Rhein": Nach dem Museumsmeilenfest gehen Ende dieser Woche in der Willy-Brandt-Allee 9 die Lichter aus.

Und alle Hoffnungen, die erst 2000 in den frisch renovierten Besucher-Pavillon des Bundespresseamtes umgezogene Institution in irgendeiner Weise als Ausstellungs- oder Kulturraum für zeitgenössische Kunst retten zu können, sind vorerst begraben. Denn die für das Objekt zuständige Oberfinanzdirektion hat dem Haus der Geschichte gerade den Zuschlag erteilt.

Dem Vernehmen nach sollen Plakate und Karikaturen dort eine neue Heimat finden; für die Auskunft über detailliertere Pläne war Hausherr Hermann Schäfer am Dienstag nicht zu erreichen.

Was für das aus allen Nähten platzende Museum ein Segen ist, bedeutet für die ifa-Nachfolge das Ende einer ohnehin trüben Perspektive. "Wir werden mit dem Haus der Geschichte Gespräche führen, ob es nicht doch die Möglichkeit einer Zusammenarbeit gibt", kündigt Kulturdezernent Ludwig Krapf an, räumt aber ein, dass das ursprünglich angedachte Konzept eines Weiterbetriebs unter Federführung des Bonner Kunstvereins hiermit gestorben sei. Auch die Suche nach einem neuen Domizil führe nicht weiter: "Der Reiz liegt gerade darin, auf der Museumsmeile eine internationale Position zu markieren."

Gleich nach dem Bekanntwerden der geplanten Schließung hatten die Bonner ifa-Mitarbeiter gemeinsam mit Krapf und Christoph Schreier vom Kunstmuseum Bonn über ein neues Konzept gebrütet: "Prozesshafte internationale Projekte", umschreibt die langjährige ifa-Galerie-Chefin Beate Eckstein das Profil in Anknüpfung an die lange Reihe von Ausstellungen, die sowohl kunstgeografisch als auch medienspezifisch Neuland betraten. Als Partner hatten sich neben dem Kunstmuseum der Kunstverein und der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) angeboten.

Anfang Dezember 2003 war überraschend das Aus für die fast ein Vierteljahrhundert in Bonn - erst am Kaiserplatz, dann an der Willy-Brandt-Allee - beheimatete Galerie gekommen. Die ifa-Zentrale in Stuttgart begründete die Schließung der Bonner ifa - die Institute in Stuttgart und Berlin bleiben bestehen - mit Außenminister Joschka Fischers empfindlichen Kürzungen bei der auswärtigen Kulturpolitik um 45 Millionen Euro in den kommenden Jahren.

Das Spektrum der ifa-Ausstellungen war enorm, es umfasste Einblicke in weniger beachtete Kunstregionen wie Armenien oder Rumänien, den Nahen Osten, Südamerika, Afrika oder Russland, erstreckte sich von der klassischen Gattung Malerei über Videokunst und Fotografie bis zum Experiment mit prozessualen Medien und neuen Distributionsformen.

Die seit 2000 in dem von Architekt Uwe Schröder vorbildlich umgebauten Pavillon repräsentativ residierende ifa-Galerie war ein wichtiges, offenes, intelligentes Forum und somit ein essentieller Baustein in der kleinen, feinen Landschaft, die sich in Bonn um den Dialog mit der Gegenwartskunst bemüht. Sie wird fehlen.

Bis zum Sonntag bietet die ifa-Galerie im Rahmen des Museumsmeilenfestes ein Programm rund um den Butoh-Tanz an. Mit der Party "global total" mit DJ Tom Tom verabschiedet sich die ifa von ihren Fans: Am Samstag, 22. Mai, 19-24 Uhr.

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