Konzerte in Bonn Musikalisch weihnachtet es sehr

BONN · Unter anderem versetzte das Bonn Jazz Orchester seine Fans in der Harmonie zum zweiten Advent in eine besinnliche Stimmung.

 Swingende Weihnacht: Saxofonist Thomas Kimmerle vom Bonn Jazz Orchester.

Swingende Weihnacht: Saxofonist Thomas Kimmerle vom Bonn Jazz Orchester.

Foto: Thomas Kölsch
  • Harmonie. Das Bonn Jazz Orchester versetzte seine Fans in der Harmonie zum zweiten Advent in eine besinnliche Stimmung. Im typischen Bigband-Sound swingten Saxofone, Posaunen und Trompeten Kirchenlieder wie "Kommet ihr Hirten", Traditionals wie "Hark! The Herald Angels sing" oder All-Time-Favorites wie "Jingle Bells" und wurden dabei in einigen - leider zu wenigen - Momenten von der bezaubernden Anikó Kanthak unterstützt.
  • Die Sängerin, die mühelos zwischen Sopran und Alt zu wechseln vermag und nicht zuletzt als Begleiterin von Comedian Tony Mono bekannt ist, sorgte mit ihrem charmanten Gesang für echte Glanzlichter am musikalischen Weihnachtsbaum. Für den restlichen Schmuck sorgten die Musiker des Bonn Jazz Orchesters selbst, die immer wieder durch exzellente Soli aufhorchen ließen.
  • So konnte etwa Pianist Oliver Leue bei Bill Evans' "My Bells" brillieren (ausnahmsweise kein Weihnachtslied, "aber es klingt so", erklärte Bandleiter Oliver Pospiech die Wahl), während alle Saxofonisten nacheinander bei "Let it snow" zum Einsatz kamen. Vor allem abseits der üblichen besinnlichen Titel sorgte die Formation für einige erfreuliche Überraschungen. So überzeugte das von Trompeter Hagen Fritzsche komponierte und arrangierte "Coming Home" mit hochfliegender Balladenmelodie und schönem Sopran-Sax-Solo (Markus Land), über das sich dann die strahlenden Blechbläser erhoben.
  • Stiftskirche. In Bonn gehört Heribert Beissels "Messias"-Aufführung zur Adventszeit wie Lichterglanz und Lebkuchenduft. Umso bewundernswerter ist die Leidenschaft, mit der Chur Cölnischer Chor und Klassische Philharmonie Händels beliebtestes Oratorium alle Jahre wieder zu einem Ereignis werden lassen - vielleicht inspiriert durch die Londoner, die das Werk seit 1750 in nahezu ununterbrochener Folge zur Aufführung bringen.
  • In der Stiftskirche dirigiert Beissel einen frischen, federnden "Messias" ohne barocken Ballast, aber mit allen Effekten, die Händel unbekümmert über jegliche Gattungskonventionen in seine mitreißende Musik eingebaut hat. Der in allen Stimmen hervorragend besetzte und gut ausbalancierte Chor glänzt in den Fugen mit Transparenz und exquisiten Piano-Koloraturen; in den monumental homophonen Sätzen wie dem "Halleluja" können die Chur Cölnischen Sänger mit großartigen Steigerungen auftrumpfen.
  • Dazu kommt ein Orchester, das jede musikalische Form detailscharf ausleuchtet und dessen brillanter Streicherklang die Stimmen ähnlich überhöht wie der Goldgrund eines mittelalterlichen Gemäldes. Bei den Solisten überzeugen Edward Mout mit schlankem Evangelisten-Tenor und Kathrin Leidig mit ihrem warmen, in mittlerer und höher Lage wunderbar aufblühenden Mezzosopran. Die "Messias"-Stimme mit der größten Leuchtkraft ist in diesem Jahr jedoch der fein geführte Sopran von Marija Mitic: Ihre Arie "I know that my Redeemer liveth" gehört mit ihren weich gerundeten Koloraturen und leichten Spitzentönen zu den Höhepunkten eines glanzvollen Abends.
  • Trinitatiskirche. Zur schottischen Weihnacht luden am Sonntag Gälisch-Experte Michael Klevenhaus und das Bonner Vokalensemble "Fuaim nan Tonn" in die Trinitatiskirche nach Endenich. Klevenhaus leitet das Deutsche Zentrum für Gälische Sprache und Kultur in Bonn, und das kleine Vokalensemble ist dem Institut angeschlossen. Die Sprache ist selbst in Schottland rar und wird hauptsächlich auf den Hebriden gesprochen. Die meisten Lieder des Abends kamen von diesen Inseln.
  • Mit einem Solo-Lied an die Heilige Brigitta, die "Babysitterin" von Jesus, wie Klevenhaus erklärte, begann den Abend. Durch die Erläuterungen des Schottland-Experten Klevenhaus erfuhr das Publikum viel über die Entstehungsgeschichte der Lieder. Die einstimmig vorgetragenen, schlichten, aber berührenden mündlich überlieferten Melodien, die von ihm und dem Ensemble "Fuaim nan Tonn" vorgetragen wurden, ließ die Begeisterung für die schottische Kultur überspringen. Verena Düren
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