Musik ist wichtiger als der Beruf

Das aus Bad Godesberg stammende Quartett "Molotow Soda" ist eine der bekanntesten deutschen Punk-Bands - Sechste Langspielplatte aufgenommen

Musik ist wichtiger als der Beruf
Foto: Privat

Bad Godesberg. Molotow Soda ist nicht nur die dienstälteste Bonner, sondern auch eine der bekanntesten deutschen Punkbands. Erstmals seit zwölf Jahren trat sie in diesem Sommer wieder einmal beim Bonner Musikfestival "R(h)einkultur" auf. Dabei hatte sie schon 1992 in der Biskuithalle ihr Abschiedskonzert gegeben. Volker Voigt, der Gitarrist, ging damals in die USA. Nach der Rückkehr probten die Bandmitglieder ab und zu gemeinsam, aber erst 1998 beschlossen sie, wieder zusammen aufzutreten und eine neue Platte aufzunehmen.

Sänger Tommy Koeppe alias Tommy "Molotow" wurde 1977 durch ein Video der Sex-Pistols zum "Punk". Schon bald begeisterte er sich nicht nur für den neuen Musikstil, sondern auch für zerrissene Hosen, schwarze Lederjacken, Nieten und Sicherheitsnadeln. Das gefiel weder seinen Eltern noch seinen Lehrern am Aloisiuskolleg. Doch rückblickend sagt Tommy, am Ako habe er durchaus eine "gute Sozialisation" genossen.

Auch Bassist Dominik Schetting, der ebenso wie Schlagzeuger Hille "Noxious" erst seit der Neugründung 1998 dabei ist und als einziges Bandmitglied noch in Godesberg wohnt, musste sich in seiner Schulzeit "oft dumme Kommentare" wegen seiner bunten Haare anhören. Ganz schlimm sei es am "Amos" gewesen, schon etwas besser dann am "Cusanus".

"Eigenurin" heißt ihre neue, insgesamt sechste LP. Auf CD gibt es das Album natürlich auch, aber die Musiker legen großen Wert darauf, dass ihre Platten auch auf Vinyl erscheinen. Um ihre Unabhängigkeit zu wahren, spielen sie ihre Aufnahmen erst auf eigene Kosten ein und bieten sie dann verschiedenen Labels an. In ihren Texten kommen sie meist direkt zum Punkt, wie man es von Punkrockern erwartet.

Doch allzu ernst nehmen sich die vier auch wieder nicht. Beim Lied "Lecker Bier" vertreten sie etwa ein Anliegen, dem sich sicher auch konservativere Kneipengänger anschließen können: den Kampf gegen schlecht gezapftes, warmes, abgestandenes Bier aus verdreckten Hähnen, das noch dazu nicht bis zum Eichstrich reicht.

Volker hat als einziger sein Hobby zum Beruf gemacht und betreibt in der Bonner Nordstadt die Gitarrenschule "Freakin'' Fingers". Doch für alle Bandmitglieder ist die Musik wichtiger als der Beruf. Und alle spielen auch noch in anderen Bands. Vor kurzem haben sie einen neuen Proberaum in Tannenbusch gefunden, nachdem sie lange Zeit vergeblich auf der Warteliste des Godesberger Hansa-Hauses gestanden hatten.

Internetadresse: www.molotow-soda.de.

Die Band spielt am Mittwoch ab 19 Uhr bei der Punkrock-Party in der Klangstation im Godesberger Bahnhof. Zum Abschluss gibt es eine Punkrockdisco. Eintritt: 12 Mark im Vorverkauf, 15 Mark an der Abendkasse.

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