Konzert von Max Mutzke bei BMW in Bonn Musik für die offene Gesellschaft

Der Sänger Max Mutzke spielt mit Streicherensemble bei BMW in Bonn. Der 35-Jährige ist ein begnadeter Entertainer mit einer fantastischen Ausstrahlung und einer einzigartigen Stimme.

 Max Mutzke mit Mütze: Begnadeter Entertainer mit einer fantastischen Ausstrahlung.

Max Mutzke mit Mütze: Begnadeter Entertainer mit einer fantastischen Ausstrahlung.

Foto: Thomas Kölsch

An diesem Abend ging es nicht um den satten Sound von Motoren, sondern um tiefen, ehrlichen Soul: Im Rahmen des Festivals „Rheinhoch7“, das zwischen Düsseldorf und Koblenz große Künstler an ungewöhnlichen Orten präsentiert, ist Max Mutzke in der Bonner BMW-Niederlassung aufgetreten, dessen Ausstellungsräume er mit seiner Ausnahmestimme und mit Hilfe des Mikis Takeover! Ensembles innerhalb kürzester Zeit in eine Party-Location der besonderen Art verwandelte.

Was für ein Vergnügen! Leidenschaft im Autohaus, enthemmt und ungezwungen, alle begeisternd und selbst auf den ersten Blick konservativ anmutende Anzugträger zum Grooven bringend – das spricht für das Konzept des Festivals. Und natürlich für Max Mutzke.

Der 35-Jährige ist allerdings auch ein begnadeter Entertainer mit einer fantastischen Ausstrahlung und einer einzigartigen Stimme. Dazu präsentierte er sich in einer Besetzung, die sich nach eigenen Angaben nur drei- bis viermal im Jahr zusammenfindet und dank derer Mutzkes Songs einen ganz besonderen Touch erhalten. Statt einer regulären Band stand dem Sänger ein Streichquintett unter der Leitung des ersten Konzertmeisters der Bergischen Symphoniker, Mihalj „Miki“ Kekenj, zur Seite.

Eine Kombination, die es in sich hat: Sowohl Miki als auch Mutzke erwiesen sich als Rampensäue und Spaßvögel, die es genossen, sich gegenseitig auf den Arm zu nehmen; vor allem Letzterer kokettierte immer wieder mit dem Violinisten und machte ihn zum Ziel schmachtender Zeilen, was dieser sehr zur Freude des Publikums souverän konterte.

Dieses herrlich lockere Spiel spiegelte sich auch musikalisch wider. Das exzellente Quintett sorgte nicht zuletzt dank brillanter Arrangements für einen neuen Glanz, steckte etwa „Schwarz Auf Weiß“ kurzerhand in ein verführerisches Tango-Gewand oder umgab „Welt Aus Glas“ mit einem spröden, beinahe zerbrechlichen Kokon.

Dazu gesellten sich Cover-Versionen wie etwa Radioheads „Creep“, das dank eines starken Cellos und des eindringlichen Gesangs Mutzkes eine besondere Intensität erreichte, oder das herrlich groovende „A Dollar Is What I Need“ von Aloe Blacc.

Lediglich die rhythmisch verfremdete Version von „Billy Jean“ erschien ein bisschen zu bemüht. Dafür sorgte „Unsere Nacht“, das in dieser Besetzung noch nie zuvor live erklungen war, für grenzenlose Begeisterung.

Das musikalische Statement für eine multikulturelle, offene, bunte Gesellschaft wurde vom Publikum frenetisch gefeiert: ein schöner Moment. Einer von vielen. Bis dann schließlich, nach zwei Stunden und mehreren Zugaben, Schluss war.

Zumindest fürs erste. Denn noch in diesem Jahr kommt Max Mutzke wieder in die Region, zwar ohne das Mikis Takeover! Ensemble, dafür aber mit einer phänomenalen Jazz-Besetzung. Und mit Thomas Quasthoff. Am 3. September eröffnen sie die neue Spielzeit von Quatsch keine Oper.

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